Ken Burns’ “Der amerikanische Bison – Die Seele der Prärie” bei Arte

Ich kenne mich nicht vollständig aus. Aber Ken Burns scheint mir so eine Art Papst des Dokumentarfilms zu sein. Etliche seiner oft mehrteiligen Werke habe ich gesehen, u.a. “Muhammad Ali”, “Vietnam”, “The War” und “The Civil War”. Immer war ich tief beeindruckt. Das lag und liegt sicher auch daran, dass deutsches TV-Schaffen uns mit dieser Kunstform nicht verwöhnt: Presenter-Unwesen und 30-45-Minutenformat – das ist nicht schön, sondern billig.

Nun zeigt Arte Burns’ Der Amerikanische Bison – Seele der Prärie – Die amerikanischen Bisons verbindet eine jahrtausendealte Beziehung zu den indigenen Völkern des Landes. Doch die Ankunft der Europäer im 19. Jahrhundert führte beinahe zur Ausrottung der pelzigen Riesen. Die erste Folge der Serie erzählt vom Zusammenprall zweier Sichtweisen auf den Umgang des Menschen mit der Natur.” Verfügbar bis 17.5.. Und wieder bin ich tief beeindruckt.

Anhand es Bison wird die Geschichte der USA des 17.-20. Jahrhunderts erzählt. Es ist (auch) die Geschichte des Genozids an den nordamerikanischen Indigenen. Diese waren mit der menschlichen Nutzung des Pferdes zu talentierten und erfolgreichen Bisonjägern geworden, aber weit davon entfernt, ihre Nahrungs- und Textilquelle (Leder, Felle) auszurotten. Das besorgte dann der aufziehende Kapitalismus des weissen Mannes. In den Text mischt Burns unzählige Zeitzeug*inn*en- und Literat*inn*en-Zitate, Nachfahren der Indigenen kommen ausführlich zu Wort – all das verleiht seinem Film eine starke Poesie. Auf mich wirkt Burns’ Geschichte des Bisons wie eine Parabel auf den Klimaschutz und den Menschen: die Bedrohung ist fundamental, Rettung ist nicht sicher, aber möglich.

So habe ich die US-Geschichte noch nicht gesehen. Eine Bereicherung.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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