… oder auch nicht, weil ich nicht weiß, was gerade läuft. Alles gestreamt! Deshalb habe ich auch keine Programmzeitschrift mehr und vom Fernsehen wissen nur noch die Älteren aus Erfahrung, dass um 8 die Tagesschau dran ist, dann hört es auf.
Bleibt die Möglichkeit, die Webseiten der Sender aufzusuchen und mich für jeden Kanal durch zu klickern, bis die Informationen rausbröseln – dann weiß ich noch immer nicht, was gerade auf den anderen Kanälen um meine Aufmerksamkeit buhlen könnte. Wir sehen, so gräßlich die Programmzeitschriften sind, die haben druckfeste Vorteile.
Vielleicht schnell an die Tanke rennen und zugreifen, mit Modetipps für Dicke, den ersten exklusiven Fotos der nächsten russischen Königin (nackt) und natürlich Kreuzworträtsel – ich fühle schon, wie mir die Zähne ausfallen, wenn ich nur daran denke. Und Geld kostet der Werbeplunder auch noch.
Oh Herr der Qualen, erbarme dich meiner, lasset nach, beleuchte mich!
Naja, in dem Fall reicht auch eine Funzel, schwierig ist das nicht. Nur Mut und die grenzenlose Vielfalt der Hör- und TV-Programme landet auf deinem Bildschirm. Das ist dann so üppig, dass eine gedruckte Programmzeitschrift dicker wäre als ein Telefonbuch – uups, das weiß ja auch kein Mensch mehr, was das ist.
Wo gibt’s denn sowas?
Heißt TV-Browser, wer hätte das gedacht? Mit einem Klick bekomme ich alle aktuellen Programme – ganz ohne Werbung oder google-gerechte Hintertüren, wo Microsoft zusätzlich reinbohrt und ebenfalls die Hand aufhält.
Wo bekomme ich das her?
Über einen Strukturvertrieb? Dauerwerbesendung QVC? Bibel-TV? Telefonwerbung? Aus dem Darknet? Nöh, einfach im Internet, noch nicht mal schwierig zu finden, hier, der TV-Browser und da heißt es gleich „TV-Browser (auch für Radio)“ Prima! Die nächste Gefechtsübung heißt „Download“!
Die Sorglospakete für Windows gibt es hier! Der erste Download-Link ist genau richtig, nur wer noch einen alten Blechtrottel zum Aufziehen hat, nimmt darunter die 32Bit-Version für Museumsrechner. MacOS und Linux-Pakete sind sowieso sorglos, also hier zugreifen!
Die aktuelle Version ist 4.2.7 vom 28.12.2022 – die ist nicht zu alt, du bist alt! Und die Windows-Version wurde im August 2023 angepaßt, steckt aber auch die 4.2.7 drin.
Die Installation sollte für Anfänger, lebhaft getrieben von dem Ziel, nicht diese klatschbunten Hefte an der Tanke holen zu müssen, mit ein paar Klicks erledigt sein. Wer damit Probleme hat, kann die Unterlagen vom letzten Volkshochschulkurs „Windows 95 verstehen und anwenden“ im Keller greifen – ersetzt nach Gebrauch die Toilettenrolle, da auf Umweltpapier gedruckt.
Jetzt wird es verdammt spannend, wenn nach der Installation der TV-Browser seine üppige Vielfältigkeit enthüllt und erstmal in den Tiefen des Internets die Programminhalte einatmen will, Zeit für einen Kaffee – und der Hund muss eh mal raus, also los.
Der TV-Browser holt nicht nur die tagesaktuellen Programme in sein Reich, sondern alles, was er irgendwie dazu greifen kann. Bei der Sendervielfalt keine schöne Aufgabe. Er ist präzise und nicht sonderlich wählerisch. Und keine Angst, das muss er nur einmal so treiben, später ist das im Bruchteil einer ganzen Sekunde erledigt (wenn nicht gerade das Internet lahmt).
Sollte es der TV-Browser nach der Installation nicht gleich anbieten, dann oben den Menüpunkt „TV-Daten“ anklicken und „Sender hinzufügen/entfernen“ wählen – im folgenden Fenster links sehen wir, was es alles gibt. Mit einem furchtlosen Klick auf die Pfeile wandert der gewünschte Sender (Hörfunk oder TV) auf die rechte Seite, die Reihenfolge lässt sich mit den anderen Pfeilen, die nach oben und unten zeigen, festlegen. Noch ein Tipp für die ungeduldigen Schnellklicker und Hochgeschwindigkeitscroller: die Auswahl lässt sich trefflich einschränken, wenn der Blick bis in die oberen zwei Zeilen des Fensters reichen sollte.
Egal wie ungeschickt wir bis zu diesem Punkt vorgegangen sind: auf der rechten Seite dieses herrlichen Fensters (Anmerkung: das lässt sich nicht gendern) sehen wir unsere Auswahl, die wir mit einem gekonnten Klick auf „übernehmen“ auf den Bildschirm bringen. Allerdings fragt der TV-Browser zuvor noch, was er aktualisieren soll, bietet auch an, es hernach automatisch zu erledigen, wenn wir uns einmal dazu entschieden haben.
Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden entfaltet sich das Programmfenster, sehr ähnlich, wie wir es aus der „Hör zu“ (gibt es die noch?) kennen. Anders als bei dem Zeug aus Druckerschwärze und Papier wähle ich rechts Zeit und Tag und erkenne vergnüglich was es alles zu sehen und zu hören gibt. Erledigt, ich bin drin!
Der TV-Browser bietet zusätzlich eine sehr fette Auswahl von Plug-ins und Zusatzfunktionen. Ich kann zum Beispiel Sendungen in meinen Kalender eintragen lassen, dann weckt mich mein Smartphone nachts um 03:30 Uhr, wenn wieder mal ein Länderspiel aus Dubai droht.
Unter „Extras“ lauert der Eintrag „Plugins verwalten“, das sehen wir uns an! Zeigt zuvörderst was es schon gibt. Oben rechts der unscheinbare Punkt „installiere, aktualisiere Plugins“ und die schiere Vielfalt der Möglichkeiten erschreckt und begeistert zugleich. Unter diesen Erweiterungen wählt die geneigte Leserin oder sachkundige Leser sofort mein Lieblingsplugin von Rene Mache: DeGenderPlugin 0.1.3.9 – alles andere ist Geschmackssache.
Welche Nachteile hat der TV-Browser?
Meine persönlichen Vorlieben und Interessen werden nicht an openAI, Google, Facebook etc. gemeldet oder an andere hungrige Datenbroker verscheuert. Es besteht somit nicht die Möglichkeit, dass mir auf diesem Weg von der KI (=Künstliche Intelligenz) generierte Vorschläge zum persönlichen Fernsehkonsum aufgedrängt werden. Auch muss ich darauf verzichten, dass im TV-Browser personalisierte Werbung eingeblendet wird.
Welche Vorteile hat der TV-Browser?
Wer bereit ist zu diesem Verzicht und morgen noch selbst (zumindest) über sein Fernsehprogramm nach eigener Befindlichkeit entscheiden möchte, für den hat dieser üppige Purismus des TV-Browers wundervolle Vorteile!
NACHTRAG:
Das ist nur ein Fingerübung, begonnen haben wir mit „The Boiling Frog” und bis zum Herbst wollen wir Windows abschaffen – also dran bleiben, es wird spannend!
Mein lieber Herr Autor,
sind Sie wirklich so dämlich, dass Sie nicht wissen, wie man „herrlich“ gendert?
Und warum sind denn Ihre Leserinnen „geneigt“? Was soll das bedeuten? Wohin neigen die sich denn? Vielleicht zur Seite, wo die „sachkundigen“ Leser warten?
Und übrigens: Auch ich als Frau weiblichen Geschlechts weiß genau, wann die Tagesschau anfängt!
Liebe Leserin,
klar, weiß ich wie wir herrlich gendern können, ich wollte es nur nicht so offen schreiben.
Eine geneigte Leserin muss nichts tun, nur verneigen, reicht. Der sachkundige Leser weiß vielleicht schon, auf welcher Seite der Lötkolben heiß wird, bei Leserinnen könnte das schwieriger werden, obwohl ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen lasse.
Und auch ältere Frauen, wissen, wann die Tagesschau beginnt, das habe ich nicht in Frage gestellt.
Aber interessant finde ich Ihre Selbstbeschreibung “als Frau weiblichen Geschlechts” – was für mich darauf hindeutet, dass Sie keine “Frau männlichen Geschlechts” sind – das soll es ja auch hin und wieder geben, … sagt man.