Was, wie und wo ist die Wahrheit? Und wie erreicht sie uns?
In einer – mindestens – bürgerlichen Demokratie dürfen diese Fragen gestellt und erörtert werden. Wenn auch nicht von allen. Und auch nicht alle Fragen. Aber hier geschieht das bis auf Widerruf. Florian Rötzer/overton meint z.B., dass Kriegsparteien sich ähnlicher sind, als sie den Anschein zu geben versuchen: “Medienkrieg zwischen EU und Russland – Die EU verbietet wegen Propaganda russische Medien, Moskau macht dasselbe. Auf der Strecke bleibt das Recht auf unzensierten Zugang zu Information. Im Krieg nähern sich die Gegner an.” Was “unsere”, die EU-Seite betrifft, spricht für mich daraus das Misstrauen gegenüber den eigenen Bürger*inne*n und das Wissen um deren massenhafte Medieninkompetenz, auf die sich noch so manches Ei aufschlagen lässt …
Gestern haben sie in New Jersey bei 40 Grad Copa-America-Fussball spielen lassen. Einen Schiri-Assistenten hat es umgehauen. Hier schwitzt der Irrsinn der globalen Fussballökonomie aus allen Poren. Mir sind in Beuel 30 Grad schon zu viel zum menschenwürdigen existieren. In Mondorf, berichtet mir eine Anwohnerin, wurden gestern die ersten Hitzeopfer auf der Strasse aufgelesen.
Aber ich wollte auf Wahrheitsarbeiten zu diskutieren kommen. René Martens/MDR-Altpapier gibt sich wie immer ehrliche Mühe: “Wenn Schutzwesten nicht mehr schützen – In Gaza starben in den rund acht Monaten seit dem 7. Oktober 2023 mehr Journalisten als weltweit im gesamten Jahr 2022. In Ravensburg haben mehrere renommierte Redakteure bei der ‘Schwäbischen Zeitung’ gekündigt, weil aus dieser ‘eine Art AfD-Postille’ zu werden droht.”
Strategisch zukunftsweisender, weil dort auch das Elend schon weiter fortgeschritten ist, eine US-Debatte von Alisa Quart/Jacobin, die selbst familiär von einem Rausschmiss betroffen ist: “So retten wir den Journalismus – Bei US-Medienhäusern wurden zuletzt massenhaft Mitarbeitende entlassen. Immer mehr Lokalzeitungen schließen und besonders arme Regionen sind inzwischen zu »Nachrichtenwüsten« verkommen. Doch es gibt einen Weg aus der Krise.”
Über die Wahrheitsfabrikation im mullahregierten Iran weiss Katajun Amirpur/Blätter wie immer bestens Bescheid: “Iran: Erst die Scheinwahl, dann die Thronfolge”. Ihr argumentativer Twist, dass die Stärkung der zivilen Oppositionsbewegung im Iran die Sicherheit Israels erhöhen würde, ist einerseits richtig. Schliesst andererseits aber nur an einen deutschen “Staatsräson”-Blasendiskurs an, der die gesellschaftliche Mehrheit wenig interessiert. Seis drum, die “Blätter” sind kein Massen-, sondern ein Meinungsmacher*innen- und Multiplikator*inn*en-Medium. Entscheidend ist, was unten rauskommt.
Sehr aufschlussreich aus der Arbeitswelt der industriellen Verbreitung von Wahrheiten, und für unsereinen als Rentner zudem genussvoll belustigend Nico Ernst/heise: “Bei SAP wollen mehr Leute gehen, als Abfindungen geplant sind – Eigentlich hatte SAP vor allem ältere Arbeitnehmer mit Angeboten für Abfindungen als Ziel. Nun wollen aber auch Jüngere gehen, mehr als vorgesehen.”
An gleicher Stelle (heise) eine kritische Würdigung von Julian Assange durch Falk Steiner, der ich weitgehend folgen kann: “Assange-Freilassung: In der Sache leider gescheitert – Julian Assange kommt wohl frei. Das ist eine gute Nachricht. Zum Heiligen taugt der Australier jedoch nicht – den Preis für seine Popularität zahlten andere.”
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