Hatte ich jüngst die steile These vertreten “Lesen hilft”? War das zu gewagt? Diesen Text von Ezra Klein/IPG-Journal “Risiko Biden – Der US-Präsident musste beim TV-Duell schwer einstecken. Doch an der Misere ist er nicht alleine schuld.” haben die US-Demokrat*inn*en längst gelesen. Denn er war zuvor in ihrem Lieblingsblatt New York Times erschienen. Aber konnten Sie schon öffentliche Konsequenzen erkennen? Ich nicht. Update 3.7.: Eher verschlimmern sie ihre eigene Lage.
2 Tage nach der EU-Parlamentswahl hatte ich Sie bereits auf wichtige ergänzende Quellen der Deutung hingewiesen. Damit hat sich nun auch Robert Misik/IPG-Journal mit seiner intimen Kenntnis österreichischer Verhältnisse beschäftigt: “Links, radikal, erfolgreich – Im Schatten des massiven Rechtsrucks gehen die Erfolge kleiner Linksparteien unter. Dabei lässt sich von ihnen vieles lernen.”
Auch der erste Wahlgang zur französischen Nationalversammlung lässt ähnliche Deutungen zu, die von den meisten Kommentator*inn*en (wissentlich?) übergangen wurden, weil sie nur die Hochrechnungen das Wahlabends, aber nicht das amtliche Endergebnis gelesen haben. Von 577 Sitzen sind erst 76 vergeben (37 Rechte, 32 Linke) – über 501 wird im 2. Wahlgang entschieden. Dochdoch, lesen hätte geholfen.
Die Parallele zwischen starkem RN in Frankreich und wiedererstarkter FPÖ in Österrich ist augenfällig. Es konnte so weit kommen, weil das liberale und konservative Bürgertum vollversagt, und linke Demokrat*inn*en mehr fürchtet als Faschismus. Alles schon dagewesen. Und heute noch zu verhindern.
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