mit Update 9.8.

Es gibt wieder verfügbare und sehenswerte Dokumentarfilme. Bis in die Gegenwart liebt deutsche Medienöffentlichkeit Projektionen aller Art auf die, die unsere Eltern nach dem Sieg über den deutschen Faschismus und darauf folgenden Hungersnöten mit Schokolade versorgten. Mich, geb. 1957, hätten sie damit auch gekriegt. Noch dankbarer bin ich den britischen Besatzern, die uns öffentliche Medien schenkten. Ob wir diese Geschenke gegen ihre Feinde verteidigen werden? Wie wurde dieses “America” das, was es heute ist? Darum geht sein innerer selbstzerstörerischer Kampf. Beispielhaft sind in den Mediatheken zwei zu sehen, die zu verehren ich bereit bin.

Zuerst die Lady. Erica Jong ist nun auch schon 82. Ich habe keins ihrer Bücher gelesen. “Angst vorm Fliegen” lief in irgendeiner Zeitung als Fortsetzungsroman – da habe ich einzelne Folgen gelesen. Der Aufregung der Sekundärmedien konnte ich nicht ganz folgen, aber sie war mir als politisches Faktum nicht entgangen. Der Schweizer Kaspar Kasics hat vor zwei Jahren, zum 80. Geburtstag der ehrenwerten Dame, einen sehr schönen, poetischen Film über sie gemacht: Erica Jong – Breaking The Wall – Mit ihrem Erfolg des Buchs Angst vorm Fliegen beflügelte Erica Jong die sexuelle Befreiung der Frau. Die Autorin forderte Begegnungen auf Augenhöhe – politisch, privat und auch beim Sex.” Verfügbar bis 5.9.

Der Grösste, nicht nur Amerikaner, sondern womöglich der erfolgreichste Revolutionär der weltweiten Schwarzen-Emanzipation des 20. Jahrhunderts, war zweifellos Muhammad Ali. Über ihn gibt es aus der Erfolgsfabrik von Ken Burns einen gründlichen Vierteiler von 2021, verfügbar bis 30.9. Sportlich und mediengeschichtlich betrachtet hatten seine Kämpfe den Stellenwert der Mondlandung. Wo auch immer er boxte, in den USA, in Manila oder Kinshasa – das Publikum machte mit ihm zusammen die Nacht durch, um ihn sehen zu können. Kinder, auch ich, wurden aus dem Bett geholt. Seine Auslandsreisen hatten den Stellenwert von Staatsbesuchen, jedenfalls in Afrika und Asien.

Ken Burns Dokumentation, deutsch eingesprochen von Charly Hübner, verschweigt die politisch problematischen Phasen und Seiten dieses grossen Mannes nicht, und vermeidet dabei erfreulicherweise jeden erhobenen Zeigefinger. Der jedem Dokumentarfilm sowieso schlecht zu Gesicht stünde, weil er lediglich zeigen würde, dass der Filmer sein Publikum für dümmer hält, als sich selbst. Manche in der Branche klagen, dass Burns selbst so gross und mächtig geworden ist, dass auf dem engen Markt kaum noch Platz für Andere bleibt, und er eine kulturelle industriell-gefertigte Standardisierung des Gewerbes betreibt, die Vielfalt und Kreativität weniger Arrivierter tötet. Meine Kenntnisse des Geschäftes reichen für ein eigenes Urteil darüber nicht aus. Aber ich will es für Sie als Leser*in und Zuschauer*in nicht unerwähnt lassen.

Was unten rauskam – zu Jong und zu Ali – ist ungeachtet dessen Ihre Medienkonsumzeit wert.

Update 9.8.

Mit viel Liebe zum Spass

Von Anfang an war ich Fan von Doppelhaushälfte. Nun meldet Torsten Wahl/Berliner Zeitung das Erscheinen der dritten Serienstaffel: Wer sind die Spießer im Speckgürtel? Die dritte Staffel der ZDF-Comedy-Serie ‘Doppelhaushälfte’ – Minh-Khai Phan-Thi und Milan Peschel als Mausi und Motte Knuppe sind das witzigste und kernigste Paar des deutschen Fernsehens. Eine Kritik.” Hier ist sie vorab. Die ersten beiden Staffeln sind weiter grosszügig verfügbar.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net