Die Uefa-Champions-League

In diesem Jahr sind die Sportressorts der Medien voll mit Anleitungen und Erklärungen, wie genau die sog. “Champions League” der europäischen Mafiaorganisation Uefa nun funktioniert. Ein ehrenwerter Versuch von Maximilian Rieger, Christina Höwelhans und Sabine Lerche/DLF hier: Was der neue Turniermodus mit sich bringt – Die 2022 von der UEFA beschlossene Reform der Champions League geht an den Start. Dabei hat sich nicht nur der Spielmodus verändert, es gibt auch mehr Teilnehmer, mehr Spiele und vor allem mehr Geld für die UEFA.” Klar ist: der Titel ist irreführend. Es nehmen zwar auch “Champions” teil, aber in erster Linie kostspielige TV-kompatible Teams, die dringend das viele Geld brauchen.

Die drei Mitarbeiter*innen des DLF, deren Redaktion ich für ihre Kritikfähigkeit höher schätze, als die meisten eingebetteten deutschen Sportmedien, umschiffen genau diese zentrale Frage, vielleicht um nicht in “Kollegenschelte” abzurutschen. Darum übernehme ich gerne hier diesen Job.

Nehmen wir mal das führende deutsche Fachblatt Kicker, das immerhin nicht zum Springerkonzern gehört. Mann gönnt sich ja sonst nichts. Auf deren Internetangebot ist nicht zu übersehen, dass sie nicht nur eine Kooperation mit dem Hauptzahler Dazn eingegangen sind, sondern auch direkt zu kriminellen Sportwettenanbietern verlinken. Niedriger geht es nicht. Finde ich.

Und die offenbleibende Hauptfrage des minimalkritischen DLF-Textes ist: schön, ihr schreibt viel und kritisch über die Geldverteilung.

Aber wo kommt das ganze Geld denn her?

Bei der – vorläufig – ausgebremsten “Super League” ist der Geldgeber die US-Grossbank JP Morgan; auch das bleibt in dem genannten informativen DLF-Text leider unerwähnt. Hauptzahler der als Gegenprojekt angetriebenen Uefa-Champions-League sind die Medienkonzerne, die das Geschehen im Pay-TV verbraten. In Deutschland sind das Dazn und Amazon. In anderen Ländern modifiziert es sich zum Teil anders. Bisweilen schlagen in kleineren Ländern auch öffentliche Medien zu, weil es dort nicht so teuer ist. Der kaufkräftigste Markt in Europa dürfte die BRD sein. Dem ZDF war die Zweitverwertung der Spiele in Zusammenfassungen eine dicke Stange des von Ihnen und mir gezahlten Geldes wert. Dicht gefolgt sind “wir” vom noch fussballverückteren und wettsüchtigen UK, dann Spanien, Italien und Frankreich. Überall im Geschäft ist Dazn. Und das ist er. Anders als über den reaktionär-bekloppten Rupert Murdoch, der sein “Sky” den Dummen von Comcast angedreht hat, recherchiert und publiziert über ihn – in deutscher Sprache jedenfalls – ziemlich genau: niemand.

Klar ist: solcherart Investment ist unrentabel. Murdoch hat es für politischen Einfluss getan. Was ihn betrifft, ist das erledigt. Was also will Blavatnik?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net