Überall liest und hört man von Wirtschaftskrise und Wachstumsschwäche. Da drängt es sich auf, einmal zu prüfen, ob diese Schilderungen berechtigt sind oder ob es sich um irreführende Behauptungen bestimmter Kreise handelt, z.B. der FDP. Wie steht es denn mit unseren wichtigsten wirtschaftlichen Daten?

# Die Inflationsrate beträgt derzeit 2%, im Vorjahr waren es 5, %. Das spricht für sich.

# Die Sparquote der privaten Haushaltseinkommen lag 2023 bei 10,4% und damit an dritter Stelle der Industriestaaten.  Dies entspricht dem Durchschnittswert des letzten Jahruzehnts, nur 2021 lag die Quote bei 16%. 2024 werden 11,1% erwartet.

# Die Löhne und Gehälter lagen im 2. Quartal 2024 um 5,4% höher als ein Jahr zuvor. Nach Abzug der Inflationsrate bleibt ein Reallohnanstieg von 3,1%. Die Kaufkraft ist also effektiv gestiegen.

# Die Einkommensteuer bewegt sich seit Jahrzehnten zwischen 14% Eingangssatz und  42% Spitzensatz (+ 3% „Reichensteuer“). Bis 1995 bzw. 2000 betrugen die Werte 20% bzw. 56%. Die Körperschaftsteuer wurde 1958 von 30% bzw. 60% auf 15% gesenkt und blieb seitdem unverändert. Die Erhebung der Vermögenssteuer wurde 1997 ausgesetzt, nachdem das Bundesverfassungsgericht sie wegen Bevorzugung des Immobilienvermögens beanstandet hatte

# Die Staatsquote, also der Anteil des Staates am Bruttoinlandsprodukt, ist den letzten Jahren gesunken: 2023 lag sie bei 48,6%, 2022 bei 49,5  und 2021 bei 50,0%.

# Die Steuerquote, also die Einnahmen des Staates aus Steuern, lag 2023 bei 23,1% des Bruttoinlandsprodukts. 2021 und 2022 waren die Werte höher: 24,3% und 24,4%.

# Das Wachstum ist 2024 um 0,2% gestiegen. Das ist zwar wenig, aber keine Rezession. 2023 gab es einen Rückgang um 0,3% und 2022 eine Zunahme von 1,4%. Für 2025 prognostizieren die Wirtschaftsinstitute eine Zunahme von 0,9% und für 2026 von 1,4%.

# Die Arbeitslosigkeit ist zwar von 2,6 auf 2,8 Mio. gestiegen, doch war die Zahl der Erwerbstätigen mit 46 Mio. so hoch wie nie (im Vorjahr knapp 46 Mio.). 570.000 Arbeitsplätze – vor allem Fachkräfte – blieben 2023 unbesetzt.

# Die Exportquote betrug 2024 und 2023 48%, 2021 waren es nur 38% und 2022 41%. Das ist eine klare Aufwärtsbewegung.

# Bei der Staatsverschuldung liegt Deutschland in Europa im unteren Bereich. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt weisen sechs Staaten Quoten von über 100% auf (max. 164 %). Der EU-Durchschnitt liegt bei 88%, Deutschland bei 62%. 

# Der Aktienindex DAX hat im Herbst 2024 mit 18.900 einen neuen Höhepunkt erreicht. Bislang lag das Maximum bei 15.900 im Jahr 2021. Kein Kommentar.

# Der Preisindex für den Energieverbrauch sank 2024 um 7,6%, während er 2023 noch um 5,9% stieg. Eine recht positive Entwicklung.

# Der Bürokratieindex des Statistischen Bundesamtes, der die Belastung der Wirtschaft durch Bürokratiekosten dokumentiert, liegt 2024 bei 96. Start war das Jahr 2012 mit dem Basiswert 100. Anfangs lag dieser leicht über 100, seit 2015 darunter. Das zeigt einen Rückgang an Bürokratiekosten und keine Steigerung.

# Der Anteil der Anlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukts liegt bei 21,4%. Er lag seit 2020 stets um 20%, davor war er deutlich höher. Im europäischen Vergleich liegen die privaten Investitionen im mittleren, die öffentlichen im unteren Bereich. 

All diese Daten zeigen, dass von Rezession und Wirtschaftsschwäche nicht die Rede ist. Die meisten Staaten wären glücklich ob solcher Wirtschaftsdaten. Allein beim Umfang der Anlageinvestitionen – der privaten wie der öffentlichen – sind die deutschen Werte unzureichend.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.