Finale in der ARD: BRD-UK
Zu Recht wird in der Filmbranche die Kürzung der Drehtage durch die auftraggebenden Anstalten kritisiert. Wenn wir nur mal das angeberischste deutsche Produkt, den “Tatort” betrachten: besser wird er schon lange nicht mehr. Von Innovationen und aussergewöhnlichen Ideen ganz zu schweigen. Die sind quasi schon verboten: “Experimental-Tatorte” will keine Programmdirektion mehr sehen. Gefürchtetster Filter: die ARD-Produktionsfirma Degeto (“Degetoisierung”). Irgendwann schmeckt alles gleich.
In fast jedem europäischen Land läuft es besser. Darum entscheidet das ZDF jeden Sonntag (22.15 h) mit eingekaufter Einkaufs-Krimiware aus dem europäischen Ausland (aktuell irisch: “Borderline”) den Qualitätsvergleich mit dem ultradeutschen “Tatort” (aktuell ein klassischer Weihnachtsdepressions-Krimi aus Bremen) für sich. Meine ich.
Sind “Die Toten von Marnow” aktuell die deutsche Spitzenware?
Das System der öffentlich-rechtlichen Medien in TV und Radio haben wir den Brit*inn*en zu verdanken, die unsere Eltern und ganz Europa vom deutschen Faschismus befreit haben (nicht alleine, aber bei den Medien waren sie führend). Nicht für immer, wie wir wissen, aber doch ganz schön lange. Ein Vergleich mit eben diesen Brit*inn*en liegt nahe. Wie machen die TV-Serien?
Eins der zweifellos besten deutschen Proodukte ist die Thrillerserie “Die Toten von Marnow”, von der fast alles mediathekverfügbar ist – hier die ersten Folgen, und hier die Neuen, die kürzlich TV-Premiere hatten.
Letztere habe ich mir angesehen. Ohne Langweile, guter Stoff, gute Schauspieler*innen, etwas traditionalistisch aber handwerklich sauber inszeniert. Woher aber das Gefühl, sowas Ähnliches alles schon gesehen zu haben?
Britisches zum Vergleich
Ebenfalls in der ARD-Mediathek ein Jahr verfügbar: “Passenger”. Ich bin kein Freund vom Mystery-Gedöns. Aber hier überzeugt mich zusätzlich eine atmosphärische Dichte, ein übersichtlicher Schauplatz (Dorf!), und die mögliche eigenständige Deutung der sperrigen Charaktere. Verdammt, warum lernen die Deutschen das nicht? Oder woran scheitert das?
Ein ganz anderes Sujet, Lebensphilosophie filmisch und dramaturgisch überzeugend verpackt: “Life after Life”. Hier sind die Deutschen wahrheitsgemäss die Bösen, denn es geht um das gefährliche Leben der Menschen in zwei Weltkriegen – eine Erinnerung, die in der hiesigen Öffentlichkeit mehr als angebracht ist. Und wir sehen: die Sieger*innen haben auch nicht wenig gelitten und jede Menge Traumata davongetragen. Anrührend stark. Erstklassig.
Meine persönliche Wertung: England hat das Finale schon wieder gewonnen.
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