“Bonner Republik”

Ich hole etwas aus. Hartmut Palmer, der auf ein wahrlich bewegtes Journalistenleben zurückblicken kann, begegnete mir erstmals 1973 im Radio. Er sprach einen Kommentar zum faschistischen Militärputsch in Chile, der die deutsche Beteiligung daran nicht ausser Acht liess. Das beeindruckte mich (damals 16). Später (1985-87) begegnete er mir wieder, als er Mitarbeiter des Spiegel-Hauptstadtbüros war. Die Kollegen, selten eine Frau dazwischen, machten in der gleichen Gaststätte in der Ermekeilstrasse Mittagspause, wie wir damals schon parteiunabhängigen Jungdemokraten. Der Spiegel genoss damals schon mein Misstrauen. Über Themen, über die ich mehr wusste als er, waren alle seine Texte schlecht recherchiert, voreingenommen, und meistens instrumentalisiert durch von speziellen Interessen geleiteten Durchstechereien. In Düsseldorf begegnete mir das Phänomen wieder, als er von einem “Auftrittsverbot” der NRW-Grünen für Joseph Fischer fantasierte, nur weil der Landesverband einige Jahre nicht unter Realo-Kontrolle war.

Persönlich begegnete mir Palmer ansonsten nicht. In meiner WG, in der in den 70ern und 80ern von meinem Wohngenossen Wolff Geisler und diversen Gästen des ANC über die militärisch-atomare Zusammenarbeit der BRD mit dem Rassistenregime Südafrikas recherchiert und geschrieben wurde, verkehrten überwiegend der in diesem Jahr verstorbene Wolfram Bickerich und zeitweilig nur am Rande – meine damalige Freundin erfolglos anbaggernd – Wolfgang Kaden.

Palmer respektierte ich nur aus der Ferne. Nun hat er mich hiermit im “Blog der Republik” in Bewegung gesetzt:

Prediger der Demokratie – über den Bildband ‘Die Bonner Republik’ und den Publizisten Heribert Prantl”.

Wow, eine Rezension, die es verdient hätte, in diesem Band mitaufgenommen zu werden. Jetzt, nachdem ich mir vor wenigen Stunden das letzte Exemplar aus einer Beueler Buchhandlung gesichert habe, kann ich ihn Ihnen gerne und guten Gewissens weiterempfehlen. In der Buchhandlung wurde mir versichert, dass auch im neuen Jahr noch Exemplare verfügbar sein werden.

Aus informierten Kreisen wurde mir übermittelt, dass der herausgebende Kölner Verleger nicht bei allen Autor*inn*en ein gutes Ansehen geniesst. Aber wenn ein sympathischer Verleger Voraussetzung wäre – was könnten wir dann noch lesen? Ausser in diesem bösen Internet?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net