Es geht auch ohne Hitler-Vergleiche
Ist das nun der Erfolg gegen das AfD-Agendasetting? Friedrich Merz, der mal versprochen hatte, diese neofaschistische Partei zu “halbieren”, hat es nun geschafft, sich selbst zum Thema zu machen. Ein laues publizistisches Lüftchen war ihm durch einen SZ-Mitarbeiter vergönnt, der ihn in einem asozialem Medium privat als “Führer” titulierte, was zu einem Sturm in der Redaktion dieser einst führenden deutschen Tageszeitung führte. Treffender dürfte ein Vergleich mit früheren Totengräbern eines vormals demokratischen deutschen Konservatismus sein: ich denke da an die Herren Brüning oder Papen.
Nicht jeder Vergleich, der hinkt, hilft weiter. Nach Roland Appel gibt es zwei weitere klare Texte, die ich empfehle:
Stefan Reinecke/taz: “CDU-Plan zu Migration: Merz und die Logik der Erpressung – Der Kanzlerkandidat der Union wirkt kopflos und affektgesteuert. Seine überschäumende Rhetorik spielt den Rechtsextremen in die Hände.”
und
Lutz Heuken/Blog der Republik: “Herr Merz – kehren Sie um!” Prognose: er wird nicht erhört werden.
Die Frage, ob Merz die real existierende bürgerliche Demokratie zerstören wird, ist offen. Nicht geklärt. Denn es gibt noch Chancen, ihn daran zu hindern. Klarer zutage tritt, dass er die Reststrukturen konservativer Demokrat*inn*en in der BRD zerstört. Es geht gegen das Erfolgswerk der Angela Merkel, die es vor der Zerstörungswut des wütend-beleidigten Helmut Kohl rettete. Ihr Meisterinnenwerk. Das abzuräumen soll des Lebenswerk des sauerländischen Fritzchens werden. Und wenn wir Bundesbürger*innen ihn das machen lassen, haben wir auch nichts Besseres verdient.
Sehen Sie nur mal, welche kleinen bescheidenen Brötchen hier jetzt gebacken werden: Loren Balhorn/Jacobin: “Die Hoffnung stirbt zuletzt – Die Linkspartei hat Grund für vorsichtigen Optimismus: Zum ersten Mal seit Jahren liegt sie in den Umfragen bei 5 Prozent, Tausende Neueintritte beleben den Wahlkampf. Hat die kränkelnde sozialistische Partei doch noch Leben in sich?”
Profifussball (der Herren) als Repräsentanz gesellschaftlicher Zustände
Im Schatten des Wahlkampfgetöses hat die Deutsche Fussball-Liga (der Herren, DFL) bekannt gegeben, dass beim Geld alles so ungerecht bleibt, wie es ist. Und nimmt damit die Bundestagswahl vorweg. Oder hebt sie sich sogar positiv ab?
Zu ihrer eigenen Überraschung war es ihr gelungen, den Fall der TV-Rechteeinnahmen zu verhindern. Sie blieben weitgehend gleich. Auch die DFL-interne Verteilung soll gleich bleiben: der Tabellenführer aus dem süddeutschen Raum hat einen 20mal so hohen Etat wie der Tabellenletzte in Bochum. 5 Mio. von 1,21 Mrd. geben die Champions-League-Teilnehmer an die nicht international spielenden Armen ab. Rechnen Sie mal, wieviel Promille Umverteilung das sind. Die Digitalanzeige Ihres Rechners wird Sie beeindrucken.
Der fetteste Geldgeber des Profifussballs, der Streaminganbieter Dazn des Oligarchen Len Blavatnik, rechnet derweil ganz schmerzfrei und ohne Bremsen seine Schulden durch. Die betragen bei einem Jahresumsatz von 2,9 Mrd. $: 1,4 Mrd. $. Da fragt sich so manche schwäbische Hausfrau: wie geht das? Antwort: entscheidend ist, dass die Schulden nicht zu klein sind! Im Fall des weltweit tätigen russisch-ukrainisch-USamerikanisch-israelischen Oligarchen Blavatnik nennt mann das wohl Steueroptimierung. Da kann die schwäbische Hausfrau noch was lernen!
Klar ist: Fussball-TV-Rechte rechnen sich nicht. Insgesamt 6,7 Mrd. $ hat Blavatnik schon dafür verbrannt. Angeblich wird dieses Jahr erstmals Geld verdient (die Abo-Gebühren in Deutschland wurden verfünffacht). Abwarten, ob das nicht Pfeifen des Managements im Walde ist. (Benjamin Fischer berichtet in der FAZ-Paywall)
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