TV-Morde zur Finanzierung von gemeinnützigem Journalismus

Mord ist das brutalste und gemeinste Gewaltverbrechen, das Menschen gegen Menschen verüben. Der Wiedergabe von Wikipedia zufolge gab es 2023 davon in Gesamtdeutschland 299 (“vollendet”). 299 zu viel. Im deutschen TV-Programm sind es nach einer privaten Zählung meinerseits rund 50 in der Woche. Das verändert das “Sicherheitsgefühl” der Menschen, insbesondere der sowieso unsicheren Älteren, die überproportional viel Freizeit vor der Glotze verbringen. Sie trauen sich nicht mehr auf die Strasse. Und wählen rechte Demagogen (die gibts nicht nur in der AfD).

Das “Sicherheitsgefühl” ist, wie sein Name schon sagt, ein Gefühl. Für Gefühle sind Fakten nicht erforderlich. Und politisch kann ein Gefühl dennoch zu einem Faktum werden. Da sind wir jetzt.

Und jetzt meine Vision

Für die Erteilung einer TV-Lizenz in einem deutschen Bundesland wird es erforderlich, sich einer Regulierung der TV-Morde zu unterwerfen. 299mal wird ein “Mord des Tages” unter den TV-Anstalten versteigert. 65 Tage bleiben im deutschen TV-Programm mordfrei. In den Mediatheken werden die zugelassenen Krimis entsprechend nachdatiert. Wer einen Serienmörder zeigen will, muss umso mehr TV-Morde ersteigern. Das Verfahren könnte sich, sagen wir mal, ungefähr an der Versteigerung von TV-Fussballrechten orientieren. Spannend würde, wo dabei die höheren Summen über den Tisch gehen …

Die Einnahmen aus diesen TV-Mord-Versteigerungen fliessen in einen öffentlichen Fonds zur Förderung von gemeinnützigem Journalismus. Voraussetzung dafür ist eine gesetzliche Definition, was das ist, bzw. sein soll. Die Ampelkoalition hatte das in ihrer Koalitionsvereinbarung, hat aber einfach nichts gemacht (wie so vieles Andere auch nicht). Dafür wird sie Sonntag gerecht bestraft. Hilft in der Sache aber nicht weiter.

Ich weiss, auch in diesem Fall wird niemand was machen. Denen, die sich mit Medien bereichern, ist das viel zu teuer. Die bestrafe ich mit meiner Mediendiät.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net