mit Update abends
Wenn Sie morgen wissen wollen, wie es so weit kommen konnte, wird Ihnen hier geholfen. Mein Samstagsmittagslokal l’Olivo war heute so voll, wie sonst nur sonntags (mir wird immer ein Tischchen freigehalten, dafür liebe ich sie), und an allen Tischen wurde politisiert (auch von Tisch zu Tisch). Überwiegend wurde Zeitungs- und TV-Wissen weitergetragen, Jüngere waren nur als kleine Kinder dabei; die sind in der Regel die Vernünftigsten. Es war wie eine kleine Beueler Bürger*innen*versammlung.
Ich schwieg und las (und aß dennoch genussvoll, mit einem schönen Gläschen Bellone). Und zwar das hier:
Simon Unger/Jacobin: “Es ist ein Fehler, den Rechten die Kritik am Parteienkartell zu überlassen – Die polemischen Angriffe der AfD auf ein politisches System, das die Interessen der Mehrheit ignoriert, sind ein Hauptgrund für ihre derzeitige Stärke. Um den Rechtsruck umzukehren, muss die Linke eine überzeugendere Kritik formulieren.” Dieser Autor analysiert so theoretisch, wie es Wissenschaftler*innen meistens tun, das, was ich in der Serie “Politisches Prekariat” in diesem Blog in vielen Jahren aus der Praxis berichtet habe,
Ein Praktiker der Sprache ist der ehemalige DGB-Pressesprecher Hans-Jürgen Arlt/bruchstuecke, der sich noch mal die Vance-Rede von der Münchner Unsicherheitskonferenz vorgenommen hat, weiser als viele Andere: “Innenansichten einer Rechtsaußen-Rede”.
Wenn Sie sich also morgen fragen, wie es so weit kommen konnte – eine Antwort darauf gibt es nicht. Aber Teile der vielen Antworten finden Sie in den empfohlenen Texten.
Update abends
Nichts ist ernster als Humor
Unseren Freund Friedrich Küppersbusch habe ich persönlich kennen gelernt: ein mehrstündiges gemeinsames Nachdenken zusammen mit Roland Appel an einem Gründonnerstagabend in seinem grossräumigen Büro mit fantastischem Blick auf Kölns aktuell skandalöseste Baustelle. Und obwohl wir kein Witze-Brainstorming machten, sondern ernsthaft über Politik diskutierten – so ernst, nachdenklich und ungeschwätzig wie hier habe ich ihn noch nie gesehen: “Satire-Journalismus – Satire übernimmt immer häufiger die Rolle des politischen Journalismus. Das steigert das Interesse an Politik – geht aber möglicherweise auf Kosten der journalistischen Seriosität. Welche Kriterien, welche Grenzen müssen für Satire, für Comedy im Journalismus gelten?”
Nach den traditionellen Kriterien “guter Unterhaltung” war dieses knapp einstündige Gespräch ein Desaster. Schon vor 9 (!) Jahren hatte Bernd Gäbler für die Otto Brenner Stiftung diese kluge Analyse abgeliefert: “‘Quatsch oder Aufklärung?’ – Analyse von TV-Satire”. Seitdem wurde das Rad radikal weitergedreht. Die Rechten haben den Mechanismus verstanden und bedienen sich seiner. Einer von ihnen ist jetzt wieder “der mächtigste Mann der Welt”. Die 3sat-Runde versucht gemeinsam zu ergründen, wie es so weit kommen konnte.
Das ist nicht lustig, sondern harte Arbeit. TV-Trockenbrot. Da freue ich mich schon auf meinen nächsten Barnaby.
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