“Würstchen” sind es, die uns die nächsten vier Jahre in dieser Republik regieren sollen. Das meint nicht nur Leo Fischer, den ich in dieser lesenswerten MDR-Altpapier-Kolumne von René Martens gefunden habe, der sich rechtschaffen aber vergeblich an diesem höchsten Beueler Feiertag um Humor bemüht: “Wenn Würstchen zum Messer greifen – Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion attackiert im Stil der AfD unliebsame Medienorganisationen. Jeff Bezos sieht die ‘Washington Post’ als sein persönliches ideologisches Megaphon.”
Trost vermittelt in dieser scheinbar deprimierenden Lage – aber Depression ist natürlich genau das, was die Würstchen bei uns wollen – Georg Seesslen/taz: “Politik und Glaubwürdigkeit: Avanti, Dilettanti! – Berufspolitiker machen gerade keine gute Figur, Unprofessionelle können das von Natur aus besser. Ein Plädoyer für mehr Dilettantismus in der Politik.”
Mit dieser Themensetzung trifft er den Nagel auf dem Kopf. Seine Rezitation von Goethe und Schiller haben mir meine Deutschlehrer*innen alle erfolgreich verschwiegen. Danke für diese Nachhilfeminuten. Was Seesslen als Praxis vorschlägt, ist exakt das, was ich mit 15, 16 in der Schülervertretung und den Jungdemokraten angefangen habe. Den Jüngeren kann ich versichern, dass es meinem Wohlergehen nicht geschadet hat. Und unserer Demokratie auch nicht – die, die ich bekämpft habe, sind da natürlich oft anderer Meinung.
Und was soll mann zu dem sagen?
Oben erwähnter Leo Fischer war in seiner Jugend fünf Jahre (2008-13) Chefredakteur der Titanic. Die braucht mal wieder wirksame PR und bekommt sie geschenkt. In der FAZ (mit Firefox wars eben paywallfrei) heisst es, damit es auch alle mitkriegen: “Christian Lindner geht juristisch gegen ‘Titanic’ vor – Das Satireblatt ‘Titanic’ brachte ein Titelbild mit Christian Lindner, seiner schwangeren Ehefrau Franca Lehfeldt und einem Fötus und schrieb, Lindner wolle Paragraph 218 abschaffen. Dagegen gehen Lehfeldt und Lindner rechtlich vor.”
Dann ist ja allen mit Aufmerksamkeit in der gleichnamigen Ökonomie gedient. Nichts ist PR-wirksamer als “Prozess am Hals”.
Mächtige Würstchen
Was für ein Würstchen Mark Zuckerberg ist, war mir spätestens nach Ansicht des Spielfilms “The Social Network” klar, derzeit nicht mediathekverfügbar. Der Pubertät nicht wirklich erfolgreich entwachsene Typen wollten eine Hitparade der Fuckability organisieren. Heute sehen sie ungefähr so aus. Die Waschlappigkeit des Mr. Zuckerberg macht dieser Guardian-Text von Johana Bhuiyan und Dara Kerr deutlich, dessen deutsche Übersetzung Augsteins Freitag (noch) nicht eingemauert hat: “Von der Pride Parade zur Transphobie: Der krasse Wandel von Mark Zuckerberg und Meta – Mark Zuckerberg und Meta waren vor Jahren noch Pioniere im Bereich Diversität und Inklusion. Die Kehrtwende von Zuckerberg hin zu mehr ‘männlicher Energie’ ist aber nicht nur der Wiederwahl von Trump geschuldet. Der Niedergang hat System”. Und sein Schwanz ist ganz offenbar viel zu klein.
Sie merken: an diesen Typen kann ich nichts Gutes entdecken. Sie bräuchten professionelle Hilfe. Stattdessen führen sie Monsterunternehmen. Das ist real existierender Kapitalismus. Sie sind aber nicht an allem schuld. So billig kommt mir hier keiner davon.
Jan Grapenthin/netzpolitik: “Meta-Studie: Mythos Desinformation? – Gerade vor Wahlen wird immer wieder vor den Folgen von Desinformationskampagnen gewarnt. Eine umfangreiche Studie kommt nun zu dem Schluss, dass sich die Auswirkung von Desinformation auf den Ausgang von Wahlen nicht eindeutig nachweisen lässt. Fest stehe aber, dass die Warnungen selbst negative Effekte haben.”
Merke (und auch Frau Wagenknecht sollte das tun, Robert Habeck tut es offenbar schon, Lars Klingbeil dagegen fürchtet sich davor): wenn etwas politisch fürchterlich schlecht läuft, muss der erste Gedanke der nach den eigenen strategischen Fehlern sein. Denn die Erkenntnis von der Schlechtigkeit des Gegners ist doch der Ausgangspunkt des eigenen Engagements und Kampfes.
So what?
Abgefahrenes Würstchen
Die ARD-Strafkolonie für alles, von dem die neun Mitgliedsanstalten nicht wissen, wohin damit, ist der Nischensender ONE. Dort läuft heute nach der Tagesschau die abgefahrenste Albernheit, die Berlin zu dieser närrischen Zeit beitragen kann: “Mann im Spagat”. Mediathekverfügbarkeit nicht auszuschliessen. Der hat noch nicht mal ‘n Wikipedia-Eintrag. Der Macher Timo Jacobs hat einen. Der ist gar nicht aus Berlin, sondern aus Itzehoe. Aber was für ihn spricht: er hat bei Klaus Lemke gelernt.
Mann gönnt sich ja sonst nichts. Und auf die Stunksitzung werden Sie ja wohl von alleine kommen. Es gibt keine “lange” (= 3 Stunden, die auch nicht vollständig waren) mehr, sondern nur noch eine von 2 Std. 20 Min. Da hat der WDR wieder eine Schicht am Schneidetisch eingespart und sendet das Gleiche linear zweimal (heute Abend und Samstagnacht).
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