Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Entscheidend is’: “Ich danke Sie”

mit Update 13.4.

Die Branche des deutschen Profifussballs (der Herren) bietet – das ist der einzige Punkt, in dem ich Freddie Röckenhaus (SZ-Paywall), dem inoffiziellen Pressesprecher von Hans-Joachim Watzke, zustimme – ein ähnlich populäres öffentliches Bild wie die Berliner Koalitionsbildung. Da freut sich der Fussballfan über einen Lichtblick aus Essen-Karnap/Stadtgrenze Bottrop.

Beim Fussballkonzern im süddeutschen Raum hat sich der ständige Vertreter Markus Söders im deutschen Fussball, der verrentete Wurstfabrikant, wie immer auffällig, zu Wort gemeldet. Müller runter von der Gehaltsliste, und keineswegs Wirtz drauf. Da freut sich der einstmals hochgeschätzte und nun heimgekehrte Max Eberl, wie “konstruktiv” ihm in seine Arbeit öffentlich reingeredet wird. Überrascht kann er nicht sein. Die Gockel kennen sich lebenslänglich.

Update 13.4.

Die FAZ (Paywall) seziert heute die Unternehmenszahlen des Fussballkonzerns aus dem süddeutschen Raum.

Personalkosten 22/23: 415,5 Mio. (18/19 noch 356,1 Mio. – beim Tabellen-17. VFL Bochum sind es ca. 10% davon) – bei einem Umsatz von 854,2 Mio.. Anteil am Umsatz: 48,6%; Gesamt-Bundesliga: 55%, englische Premier League: 66%. Nun könnte mann fragen: wofür geben die denn so viel Geld aus, wenn nicht für das Personal, das die Arbeit macht? Aber diese Frage ist der FAZ selbstverständlich wesensfremd … Update Ende

Nicht anders beim Fussballkonzern im westfälischen Raum. Alles Versager, ausser Watzke. Röckenhaus ist so verzweifelt, und der zum Oligarchen herangewachsene Watzke sowieso, der auf den Bildern von der Oligarchentribüne im Westfalenstadion schon exakt das gleiche Gesicht zieht, wie die in Süddeutschland, dass er in der SZ-Paywall nun eine Amtsverlängerung von Watzke – wer hätte mit so einer Idee gerechnet? – im Gespann mit einem heimzuholenden Mats Hummels in die Diskussion wirft. Das wird dem Teamgeist heute Abend im Auswärtsspiel gewiss den entscheidenden Kick geben. Wer solche Chefs hat, sollte sich neue suchen …

Lichtblick an der B 224

Willi “Ente” Lippens hat es als Herkunftsholländer fertig gebracht, sowohl für RWE als auch den BVB zu spielen, und sich dabei nirgends im Ruhrpott Feinde zu machen. Alle lieben ihn. Mit vielen Mitspielern blieb er freundschaftlich verbunden. Nie ist er als superreicher Ex-Profi abgehoben. Wenn er an diesem Standort mit seiner Familie seit nun 20 Jahren einen bodenständigen Gasthof betreibt, hatte er offenbar auch nie die Absicht.

1969-76 habe ich mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule nicht nur täglich die NRW-interne Demarkationslinie zwischen Rheinland und Westfalen überfahren und mir auf diese Weise multikulturelle Kompetenz erarbeitet, sondern bin auch täglich an Lippens’ späterem Anwesen vorbeigefahren. Es war und ist eine merkwürdige Idylle in der autostauumtosten maroden Ruhrpottinfrastruktur. Die angrenzende autobahnähnliche B224 ist eine der berüchtigsten Staufallen des Ruhrpotts an deren Rand zu “meiner” Zeit ein Radweg vegetierte, der nie in irgendeiner Weise repariert oder erneuert wurde, und der heute auch nicht mehr bis zu meiner Schule in Gladbeck passierbar ist, weil ein Autonbahnkreuzausbau ihn plattgemacht hat. In jahrzehntelangen Planungen versuchen die Ruhrpottstädte heute neue Radwege auf stillgelegten Bahntrassen zu rekonstruieren. Der alte Bestand ist zerstört und vergessen.

Und inmitten dieser Wüstenei steht der ehemalige Bauernhof, in dem die Familie Lippens heute Gäste empfängt und verwöhnt. Leider bin ich dort viel zu selten Gast. Aber ich freue mich, dass es sowas noch gibt und wünsche alles erdenkliche Gute.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Mein Freund Klaus Kleinöder, ehemaliger Express-Redakteur, als dort noch Milch und Honig flossen, erzählte und schrieb mir auf Aufforderung die folgende Geschichte über seine persönliche Begegnung mit Willi Lippens:

    Ein Bewunderer von Publikums-Liebling Willi Lippens war ich nicht immer. Zumindest solange nicht, wie ich noch selber aktiv Fußball spielte. Ich war neidisch auf ihn, weil es mir einfach nicht gelingen sollte, einen seiner trickreichen Enten-Haken zu kopieren. Trotz fleißigen Trainings. Jahrzehnte später sollte sich meine Einstellung zu Ente Lippens ändern. Ich wurde ein Fan von ihm – bin es bis heute. Also: Glückwunsch zum 80. , Willi!!
    Der Wandel kam so. Ein Kölner Freund von mir, erstaunlicherweise ein Anhänger von RWE, hatte Geburtstag. Ich verbrachte zu diesem Zeitpunkt meinen letzten Urlaubstag in….Bottrop – ehrlich. In Bottrop! Und beschloss, ihm ein Trikot von Willi Lippens zu besorgen, den er bewunderte. Ich rief also bei Lippens an und glaubte, ihn in seinem Essener Restaurant anzutreffen, nicht weiter als zwei Steinwürfe von meinem Domizil entfernt. Tatsächlich erreichte ich ihn auf einer Geburtstagsfeier eines früheren Mannschaftskameraden: “Da kann ich jetzt doch nicht einfach abhauen, kommen Sie übermorgen vorbei.” Ich schwindelte: “Herr Lippens, ich komme extra aus Bonn wegen des Trikots.” Sekunden Pause am anderen Ende. Dann Lippens: “Du biss ja noch bekloppter als ich. Komm zum Restaurant, aber so, datt dich keiner sieht, weil ich die Bude wegen Ruhetag geschlossen habe. ” 20 Minuten später fuhr er mit abgeblendeten Scheinwerfern seines Autos vor und lotste mich mit einer Taschenlampe ins Restaurant. Seine Frau an seiner Seite: “Ich mach Ihnen jetzt erst mal en Tässken Kaffee, ich seh doch, datt Sie vor Kälte zittern.”
    Fünf Minuten später hatte mir Willi Lippens das Trikot mit der Nummer elf überreicht. Für elf Euro. Ich bedankte mich, wollte schnell verschwinden, als er mir nachrief: “Ja willlse denn kein Autogramm auf dem schönen Lappen haben!” Dann nahm er seinen Stift und schrieb schwungvoll auf die Rückseite des Trikots… Ente Lippens.
    Mein Freund freute sich riesig über das Geschenk. Er trägt das Trikot noch heute – im Kölner Karneval.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2025 Beueler-Extradienst | Impressum | Datenschutz

Theme von Anders NorénHoch ↑