Beueler-Extradienst

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Kein Mitleid

Eine weitere Nachhilfestunde des Fussballs für die Politik

Die von mir hochgeschätzte Kollegin Alina Schwermer analysiert die Bürgerkriegslage beim mich massiv desinteressierenden Fussballkonzern aus dem süddeutschen Raum: FC Bayern und das Hoeneß-Problem: Ohne Vision aus der Zeit gefallen – Vereinspatron Uli Hoeneß verschleißt beim FC Bayern mit Sportvorstand Max Eberl die nächste Topkraft. Das Problem ist auch eine überholte Klubkultur.” Wie immer analysiert sie völlig zutreffend. Allein bei ihrem Mitleid mit Max Eberl kann ich ihr schon lange nicht mehr folgen.

Alle Fans von Borussia Mönchengladbach wissen, dass der ein aussergewöhnlich gescheiter Kerl ist. Von 2005-2022 hat er erfolgreich dafür gesorgt, dass dieses nichtssagende Kaff weltweit bekannt und im englischsprachigen Raum dieser Welt als nicht zu umgehender Zungenbrecher berüchtigt ist. Allein dadurch, dass dort seit 1960 ein Spitzenfussball gespielt wird, wie in Bonn noch nie im Leben gesehen hat. Ausser, als die Borussia mal zum Freundschaftsspiel mit Ihor Bjelanow und Christian Hochstätter im schönsten Stadion Bonns gegen den SV Beuel 06 angetreten war.

Was die Borussia-Fans leider auch absolut nicht vergessen können, ist, wie er seine nachvollziehbare Burnout-Erkrankung kurze Zeit später zu therapieren versuchte. An Verstand hat es ihm noch nie gefehlt. Er wusste also immer genau, was er tut.

Warum also erwähne ich das hier überhaupt?

Weil das, was die Kollegin Schwermer da beschrieben hat, repräsentativ für die gegenwärtige Friedrich-Merz-und-Markus-Söder-Republik ist. Grosse Schnauze, und das weltweit, und nix dahinter. So, wie Eberls Konzern die Fussballwelt nicht mehr versteht, versteht die politische Führung der BRD nichts von Klimakatastrophe und Faschismusgefahr. Ist es Bosheit? Oder “nur” Dummheit? Das ist leider, leider zunehmend egal.

Lesen Sie, nur mal so als Beispiel, diese lächerliche dpa-Meldung. In ihr erkennen Sie alles wieder, was die heutige Laberei in Hauptstadtberlin und den TV-Talkshows ausmacht: das Beste für unser Land und auch für alle Genannten selbst wäre, wenn sie einfach die Klappe hielten.

Was die Laberheinis repräsentieren, ist das, wogegen die Mehrheit der Deutschen 1972 noch auf die Strasse gegangen ist, und zwar für die damals von Rechtsaußen bedrohte Bundesregierung Brandt/Scheel und den unvergesslichen Bundespräsidenten Gustav Heinemann aus Essen. Damals war Rot-Weiss Essen auch noch erste Liga. BRD und DDR stiegen in die UNO auf, gegen die Stimmen von CDU/CSU.

Noch 1980 fühlte ich mich im Ruhrgebiet sicher und geschützt vor dem Rechtsausleger Franz-Josef Strauß – die damalige Bundestagswahl war eine der wenigen, bei denen ich SPD wählte. Weil ich allen Parteien, die ich wähle, immer Unglück bringe, wurde sie überraschend nicht stärkste Partei.

Ab morgen fühle ich mich in Beuel sicherer als im Ruhrgebiet.

Es sind die Demokrat*inn*en, die es so weit nicht hätten kommen lassen dürfen.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger

2 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Christoph Siefer

    Lieber Martin,
    die “lächerliche dpa-Meldung” ist auf den Kicker verlinkt, ist das so gemeint?

    • Avatar-Foto
      Martin Böttger

      Yessir, da habe ich sie her. Dpa bedeutet bundesweite Verbreitung über die Fachszene hinaus.

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