Beueler-Extradienst

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Verräterisches Agendasetting

Dummheit der Demokrat*inn*en rollt dem Faschismus den Teppich aus

Habe ich dem Aufmarsch des britischen Faschismus in den gestrigen TV-Nachrichten zugeguckt? Nein, habe ich nicht. Mir reicht die heutige NRW-Kommunalwahl. Und zwar völlig. Akutes Warnzeichen: die taz war schon wieder in Gelsenkirchen. Bei der klassisch hauptstadtberlinischen Schlagzeile war das Schlimmste zu befürchten: Alles guckt nach Gelsenkirchen – Bei der Bundestagswahl holte die AfD dort die meisten Zweitstimmen. Am Sonntag ist in NRW Kommunalwahl. Vertrauen die Ar­bei­te­r:in­nen der SPD nicht mehr?” Ganz so schlimm ist der Text der aus Berlin (Ex-Hauptstadt der DDR) angereisten Anna Lehmann und Gareth Joswig dann doch nicht geworden.

Immerhin reichte ihre Allgemeinbildung aus, um Prof. Klaus Dörre zu konsultieren. Der hat zwar nichts mit dem Ruhrpott zu tun. Aber er verfügt immerhin intellektuell über das Besteck materialistischer Klassenanalyse. Das gibt es nicht mehr viel.

Mein Rat an die taz, auch auf die Gefahr hin, den Kollegen zu überlasten: Euer Mitarbeiter Andreas Wyputta verfügt über beides – intellektuelle und regionale Kompetenz. Und sonst sollen Anja und/oder Pascal das machen. Die kennen die Gegend und ihre gesellschaftliche Wirklichkeit immerhin noch aus ihrer Jugend.

Wenn Sie morgen die Wahlergebniskarten studieren, werden Sie den Verlauf der Emscher erkennen. Ein Fluss, der einst so braun und stinkend war, wie es heute die AfD ist. Ein alter “Falken”-Funktionär, Jochen Stemplewski hat langjährig die Renaturierung der fliessenden Scheisse initiiert und strategisch geleitet. Die gesellschaftliche Basis links und rechts des Flusses hat das leider nicht beeinflusst – dort hat sich die Lage dramatisch und für jede*n sichtbar verschlechtert.

Es ist recht und billig, das auf die doofe SPD zu schieben. Falsch ist das nicht. Aber nicht ausreichend. Es sind auch die Konzerne und Medienmonopole, die diesen Mist mit angerichtet haben. Wollten sie es so? Dann Gratulation zum Wahlsieg! Auslöffeln lasst Ihr das ja die Doofen.

Wieder der Fussball

Wie schlimm es im Ruhrpott aussieht, hat die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA an einer scheinbaren, aber symbolisch aufgeladenen Lappalie mit der grössten denkbaren Direktheit demonstriert: mit einem Trikot. Deutlicher kann der gesellschaftlichen Basis eines Fussballvereins von denen, die Entscheidungsmacht haben, nicht mitgeteilt werden, wie egal sie einem ist. Das freut die AfD, traumhaftes Timing.

Mit 17 “Medienkritikerin”

Ich bin spontan geneigt, entgegenzuhalten: ich war das schon mit 13. Ich hatte den Vorgang hier schon dokumentiert und kommentiert. Die 17-jährige ist mittlerweile 18, und offenbar längst prominenter, als der Preis, der ihr wieder weggenommen wurde. Sie selbst hat eine 39-seitige (!) Expertise veröffentlicht, in der ihr Antisemitismus nachgewiesen werden soll. Ich hab sie gelesen, verlinke sie aber nicht, weil sie nur durch Datenabgabe hinter Paywalls oder in asozialen Netzwerken zugänglich ist. Die Lektüre hat mich jedenfalls mehr geschockt als alles, was die junge Frau bislang selbst geäussert hat (soweit es zu mir vorgedrungen ist).

Nicht wirklich geklärt ist ausserdem, ob die 39 Seiten von einer KI oder einem (oder mehreren) Menschen verfasst wurde. So oder so ein erschütterndes Dokument intellektueller Polizei, und ausserdem klar rechtsaussen im Streit der Antisemitismus-Definitionen.

Bis zu diesem Vorgang habe ich den Kollegen Jörg Schieb für einen kompetenten und seriösen Journalisten gehalten. Als Manager einer politisch kontroversen Kommunikation hat er sich nun leider gründlich selbst desavouiert. Und Judith Scheytt mal so richtig prominent gemacht.

Das läuft alles noch schlechter, als ich jemals für möglich gehalten habe. Möge ich heute Abend überrascht werden …

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger

3 Kommentare

  1. Avatar-Foto
    Annette

    lieber Martin, Deine etwas kryptische n Anmerkungen verstehe ich nicht. Die Geschichte habe ich bei Uber Medien kurz gesehen, was was ist das für eine Expertise, von wem gemacht, und wer ist Jörg Schieb?

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      Martin Böttger

      Liebe Annette, dann musst Du die Geschichte bei uebermedien nicht nur kurz sehen, sondern lesen. Einfach den angegebenen Links folgen. Jörg Schieb ist ebenfalls verlinkt – hauptberuflich WDR-Rdakteur und Vorsitzender des Vereins, der den Donnepp-Preis vergibt.

  2. Avatar-Foto
    Annette

    mittlerweile habe ich verstanden, was und wen Martin meint. ich hatte nur den Namen des Vereinsvorsitzenden nicht gekannt. Als ich vor ein paar Tagen den Beitrag von Übermedien las, konnte ich nicht anders. Ich empfahl den Freunden des Grimme Instituts, sich künftig auf unstrittige Themen zu fokussieren, Kochrezepte, mein schöner Garten etc. da könnte n sie nichts falsch machen. Eine Reaktion darauf steht noch aus

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