Kapitalmonopole wollen die Menschen nach ihrem Menschenbild umbauen
Medien formen Wirklichkeit. Warum haben so viele Menschen Angst vor Mord und Totschlag? Weil sie aus den Medien zu wissen glauben, wie weit das verbreitet ist. Wer liest denn Kriminalstatistiken? Die Medienmogule dieser Welt wissen um ihre Macht. Welt- und Menschenbild machen sie praktischerweise selbst. Also das, wovon der Faschismus immer schon geträumt hat.
Das ist der Grund, warum sich Trumps Leute jetzt den Fussball kaufen. Er verspricht ihnen keinen Profit. Sie zahlen trotzdem Mondpreise. Weil sie damit mehr Publikum erreichen, als mit profanem (und teurem) Journalismus. Mediendiäten wie bei mir oder schlichte Nachrichtenvermeidung plus Eskapismus sind das Massenphänomen aller kaufkräftigen, reichen und hoffnungslosen Gesellschaften. Das wissen die Oligarchen, so, wie sie die Börsenkurse immer ein paar Stunden oder Tage vorher wissen. Der europäische Profifussball (der Herren) ist das Mittel, nicht der Zweck. Mit ihm werden Monopole erobert und verstärkt, und mit deren Macht wird Politik lobbyiert, beeinflusst und im optimalen Fall schlicht gekauft.
Auch das Publikum weiss davon. Es ist nicht so doof, wie die meisten denken. Aber es hat keine Idee mehr für eine Gegenwehr. Mehrheitlich. Es gibt Oasen des Widerstandes. Eine der allerkleinsten ist dieser Extradienst. Etwas grösser – sie brauchen wie jedes Jahr wieder dringend Geld – die Kolleg*inn*en von netzpolitik.org. Die Fussball-Ultras wehren sich (dieser Link verdeutlicht die Ahnungs- und Verständnislosigkeit einstmals für fachkundig gehaltener Leit-Medien am Beispiel des hochgeachteten Kollegen Röckenhaus), die Asylverteidiger*inn*en, die Friedensbewegten u.v.a. Auch meine Gewerkschaft.
Problematisch bleibt die mangelhafte Bündnisarbeit, die fehlende Verknüpfung, die fehlende Zuspitzung, die gegen den neoliberalen Individualisierungsschub immer mehr nachgebende soziale Solidarität und Kommunikation. Im taz-Interview bemängelt das – ausgerechnet – ein “Hirnforscher”: “Dazu gibt es leider wenig Studien.” Ja, warum wohl? Welches Interesse sollen die Superreichen, die sich unter der Bezeichnung “Familienunternehmen” tarnen und die AfD fördern wollen, daran haben, solcherart Studien zu beauftragen und zu finanzieren? Ihr Fehlen ist ja gerade eine Voraussetzng für ihr widerliches Treiben.
Der gar nicht so doofe “Hirnforscher” beobachtet, was auch ich beobachte: “Wenn wir von persönlichen Treffen zu Videokonferenzen übergehen, verlieren wir den Blickkontakt. Wenn wir von Videokonferenzen zu Telefonaten übergehen, verlieren wir Mimik und Körpersprache. Wenn wir vom Telefonat zur Textnachricht wechseln, verlieren wir den Tonfall. So verlieren wir Stück für Stück auch die Hinweise, die unserem Gehirn mitteilen, dass wir mit einem anderen Menschen interagieren. Diese sozialen Signale sind aber wichtig für unsere Empathie.”
Die Grüne Stadtratsfraktion tut es, Roland Appels Radikaldemokratische Stiftung tut es, alle tun es. Und alle sehen verzweifelt, was gesellschaftlich dabei unten rauskommt. Die Oligarchen amüsiert das, mit einem kraftvollen “Siehste!”
Derweil sendet der DLF was über “Einsamkeit”, und wenn die Politik dazu “Ministerien” gründet, ist sowieso schon alles zuende.
Das Problem ist nicht zuletzt demografisch und verbindet sich mit der aggressiven Anti-Einwanderungspolitik der Rechten: delinquent im sozialen Sinn ist immer “die Jugend”, mobiler, beweglicher, neugieriger, kritischer. Davon gibts in allen reichen, mächtigen, kapitalistischen Ländern immer weniger. Das ist ganz woanders ganz anders. Oder hier. Die Mehrheit hierzulande hält sich hierfür für zu alt, verhält sich entsprechend und wählt auch so. Viele der Jungen halten Wählen längst für zwecklos. Haben die meisten in meinem Alter auch gedacht, als sie noch jung und unerfahren waren.
Meine individuelle Konsequenz: konsumieren und kommunizieren nur mit echten Menschen. Es ist furchtbar, aber es geht! Meine politische Konsequenz nach überstandenem Infarkt: ich mache hier weiter. Das hält lebendig und gesund. Und Sie?

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