Politische Konfrontationen zwischen Hauptstädten führen leider und immer zwangsläufiger zu Krisen der Berichterstattung über die entsprechenden Länder. Und zwar auch und gerade bei uns, wo die Pressefreiheit verfassungsmässig garantiert ist. Schade nur, wie wenig sie genutzt wird.
Darum seien hier zwei orchideenhafte Beispiele empfohlen.
Letzten Montag, 22.45 h, ARD, noch ein Jahr in der Mediathek: “Der Traum vom guten Leben“. Wir erfahren was von – überwiegend jüngeren – Russ*inn*en, ihrem Alltagsleben, ihren Einstellungen. Viele interessieren sich nicht für Politik (wie bei uns), haben Träume, und versuchen ihnen so gut es geht näher zu kommen (auch wie bei uns). Filmemacher Florian von Stetten bleibt unsichtbar, und setzt die deutsch-russische Journalistin und Dönhoff-Stipendiatin Jelena Hüdepohl optisch und akustisch als charmante und authentische Präsentatorin ein. So viel Eitelkeitsverzicht eines männlichen Filmmachers ist hochprofessionell – und selten. Nach dem Film frage ich mich ratlos: wo ist der Unterschied zu uns? Die Konfrontation geht von denen so wenig aus, wie von mir.
Dieser Eindruck wird verstärkt durch diese Telepolis-Reportage von Ramon Schack, ein lesenswerter Autor, der nicht in Redaktionsbüros sitzt, sondern das Glück hat, eigene Recherche-Reisen zu unternehmen, dorthin, wo er den Alltag der Menschen findet.
Danach ist es nebensächlich, ob Putin mit 50 oder 80% gewählt wurde, und inwieweit es dabei mit rechten Dingen zuging. Gewählt worden wäre er sowieso, und zwar weil es den (meisten) Menschen besser geht, als unter Breschnew, Gorbatschow und Jelzin. Und weil “unsere” Konfrontationspolitik (Bundesregierung, EU, Nato) ihn begünstigt, wo sie vorgibt ihn zu bekämpfen.
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