Für die Bundeskanzlerin liefs bei der WM sehr, sehr schlecht
Seltsam: bei jedem internationalen Fußballturnier müssen die Leute erinnert werden, dass es ein Manschaftsspiel ist. Zehn Mannschaften haben sich bei der WM noch nicht vorgestellt, die sehen wir heute und morgen. Bei denen, die wir gesehen haben, hat sich bestätigt, was wir meistens schon wussten, aber hofften, im Spiel würde es weggezaubert: der Wurm im statikrelevanten Gebälk des Teams.
Brasilien mit einem Neymar ohne Spielpraxis, aber mit bekannter Egomanie, die er sich bei Barca neben Messi, Suarez, Iniesta nicht erlauben durfte, aber in Paris mit monatelanger Verletzungspause auslebte. Schland – dazu ist hier schon alles geschrieben. Die Äusserungen der Spieler bestätigen die schlechte Stimmung im Team; die Interviewten waren sauer auf die, die nach ihrer Leistung lieber nichts mehr gesagt haben. Nigeria hat Pfannenstiel wohl überschätzt. Argentinien ist ein Messi-feudales System, das ist als Organisationsprinzip in der Weltspitze nicht konkurrenzfähig. Frankreich sieht wie eine Cliquenwirtschaft aus, wie immer seit 1998.
Nur ein Spiel war richtig gut, es wurde hier bereits besprochen. Jetzt bleibt abzuwarten, welche Turnierdynamik in den Mannschaften ingang kommt. Manche raufen sich zusammen und steigern sich. Andere könnten auseinanderfallen. Das ist von aussen nicht verherzusagen.
Ich habe meine Fußballkneipe heute erst nach dem Schland-Spiel aufgesucht. Es sieht nicht gut aus für die Kanzlerin. Volkes Stimmung ist besch…eiden. Wer Weltmeister sein will und sich darauf viel einbildet, im Fußball und im Export, für den ist die Fallhöhe ziemlich hoch, bzw. tief. Die Andern könnens auch. Die Welt ist größer als wir. Und sie dreht sich schnell.
Als Gladbach-Fan hatte ich einen schönen Abend. Die Spielgemeinschaft aus Albanien und Borussia Mönchengladbach hat unter dem Namen Schweiz ein 1:1 gegen das wiedererstarkte Brasilien geholt, hätte mit mehr Ehrgeiz auch gewinnen können. Yann Sommer im Tor tadel- und fehlerlos, in 2-3 Situationen überragend. Zakaria wurde eingewechselt, Elvedi blieb auf der Bank. Wichtig: alle Gladbacher blieben unverletzt. Wenn sie ihren Marktwert steigern – wunderbar!
Ich habe am Wochenende folgendes beobachtet: Beim “Rudelschauen” mit meinen Nachbarn am Sonntag iel mir auf, dass die “Heute” Kurznachrichten so viel Aufmerksamkeit fanden, wie die Werbung bei RTL Formel 1: Man/frau ging pinkeln, obwohl über das Schicksal der Kanzlerin und die Noeurosen eines gewissen Seehofer spekuliert wurde. Mir macht das Angst. Stell Dir vor, die Pole schmelzen ab, der Plastikmüll im Ozean tötet alle Fische und die Stickoxide vergiften unsere Innenstädte. Welche Premier- Champions- WM- EM- Diktatoren- Oligarchen- Liga wäre besser geeignet, um den Zerfall Europas, die Aushöhlung der Verfassung und die Zerstörung der Zivilisation zulasten von Flüchtlingen und Armen reibungslos und ohne Widerstand zu ermöglichen?
Lieber Roland, die Dinge, die Du unter “stell’ Dir vor” benennst, sind nun mal entschieden wichtiger, als was gestern in den Heute-Nachrichten war. Du hast wohl auch schon lange nicht mehr rudelgeguckt, oder? Auf die Toilette meiner Fussballkneipe gehe ich immer kurz v o r oder Pause, weil danach “alle” gehen. Und wann sonst soll Bier aus dem Kühlschrank geholt werden? Gut, für FC-Köln-Fans sieht die Fussballwelt etwas anders aus; denen ist das da unten auf dem Grünen ja nie so wichtig …. 😉