Brief an meinen Vermieter
von Walter Böttger (87)

Vor 12 Jahren, im August 2007, standest Du mit dem Makler der Deutschen Annington (heute: Vonovia) vor unserer Tür und sagtest den Satz: “Wenn Ihr hier wohnen bleibt, kaufe ich das Haus!” Wir antworteten mit grosser Erleichterung: “Wenn Du das Haus kaufst, bleiben wir hier wohnen!”
Das war für uns eine Riesenerleichterung, denn meine Frau musste damals trotz ihrer schweren Krebserkrankung auch noch einen harten Nervenzusammenbruch überstehen, und sie durfte noch weitere drei Jahre mit uns hier leben.
Das ist jetzt schon wieder 12 Jahre her und wir haben unsere damalige Entscheidung nie bereut. Marianne musste leider schon 2011 von uns gehen, aber Mechthild und ich sind froh und dankbar, dass es so gekommen ist.
Heute schreiben wir den 17. Dezember 2019!
Genau vor 50 Jahren bin ich mit meiner Familie in dieses Haus eingezogen, und es war für uns ein Paradies auf Erden mit einem wunderschönen grossen Garten.
Lieber Jürgen, dass ich das erleben darf, habe ich Deiner damaligen Entscheidung zu verdanken. Ich wohne noch heute in dem Haus, in dem ich die schönsten Jahre meines Lebens mit meiner Familie erlebt habe.
Dafür kann ich nur sagen: Danke! Danke! Danke!
Glück auf für eine hoffentlich weitere gute Zukunft.
Erläuterung der Redaktion: Bei der hier besprochenen Wohnung handelt es sich um die Karnaper Str. 67 in Essen-Karnap. Baujahr 1913, damals Direktionsvilla der Zeche Matthias Stinnes. Nach dem 2. Weltkrieg Umbau zu drei Etagenwohnungen: 1 x 120 qm, 1 x 110 qm, DG 70 qm, über 2.000 qm Garten. Die Wohnungen wurden vom jeweiligen Zechendirektor zugewiesen. Bis 1973 mietfrei (inkl. Kohle-Zentralheizung). Danach zunächst gut 300,-DM/Monat Miete. Während Marianne Böttger seinerzeit “nur” einen Nervenzusammenbruch erlebte, haben zahlreiche betagte Mieter*innen die Aufregung der Privatisierung hunderttausender Werkswohnungen im Ruhrgebiet und anderswo nicht überlebt.

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