In meiner heutigen Morgenlektüre war die SZ positiv verhaltensauffällig, ganz ohne Paywall. Da gibt es einmal eine Bahngeschichte, wie sie selbst Helmut Lorscheid und mir nach 92 Folgen “Wundersame Bahn” noch nicht passiert ist. Die Kolleg*inn*en von extra3 hatten mal eine ähnliche Geschichte von der Zonengrenze. Aber dass das auch in Deutschlands Grosskapitalshauptstadt und Flugliniendrehkreuz passiert, mit ICEs, dem teuersten Prestigeprodukt der Deutschen Bahn AG, spricht dafür, dass es sich nicht um ein etwas neckisches Beispiel norddeutscher Provinzialität, sondern etwas grundsätzlich Deutsches handeln muss.
Wie bei der Deutschen Bank. Die war (und ist?) nicht nur aus Versehen mit der Beihilfe zu krimineller Geldwäsche befasst, sondern es handelt(e) sich um eine tragende Säule ihres Geschäftsmodells. Doch entgegen den Qualitätsansprüchen, die mit Made In Germany verbunden werden, hat sie sich dabei vielfach erwischen lassen. Das hätte es früher nicht gegeben. Autorin Meike Schreiber gehört zu den nicht so neoliberalen Kräften des SZ-Wirtschaftsteils.
Christof Kneer kommt das Verdienst zu, ausgerechnet vom Redaktionsstandort München aus, Lucien Favre gegen unangemessene Attacken im eigenen Blatt zu verteidigen. Favre war es, der 2011 die fussballerischen Wurzeln gesetzt hat, die Borussia Mönchengladbach jetzt schon seit 8 Wochen auf den einstelligen Tabellenplatz 1 der deutschen Fußball-Bundesliga der Herren geführt haben. Seit Favre folgten zum jeweiligen Saisonende die Plätze 4, 8, 6, 3, 4, 9, 9, 5, drei Champions- und zwei Europa-League-Teilnahmen in 8 Jahren. Ohne milliardenschwerem Konzern im Rücken ist das unter heute waltenden fussballkapitalistischen Bedingungen ein Meisterstück – egal, wo es diese Saison endet. Die vor Begeisterung besoffenen Fans am Samstag im Borussia-Park, die tausenden Ultras, die das Stadion bei jedem Spiel beben lassen – sie waren bei den Meistertiteln der 70er Jahre noch gar nicht auf der Welt. Irgendwas anderes muss sie angezogen haben. Der heutige Chef-Fußballlehrer des BVB, der sich auf so grundsympathische Art weigert, für inkompetente Journalist*Inn*en den Entertainer zu geben, spielte dabei eine Hauptrolle, die ihn unvergesslich macht.
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