Am Wochenende wurde gelegentlich das Hospital in den TV-Nachrichten abgebildet, in dem das Leben des kollabierten Christian Eriksen gerettet werden musste. Es rief sofort eine apokalyptische Erinnerung in mir wach. 1994 habe ich in einem Westberliner Programmkino, das im versifften Keller eines der berühmten Kreuzberger Monsterbauten untergebracht war, ein Preview von Lars von Triers Serie Riget gesehen, und zwar im dänischen Original mit englischen Untertiteln. Alles in allem war das für mich rundherum eine grosse Herausforderung. Eine unvergessliche.
Im Vorspann jeder Serienfolge war das Riget-Gebäude optisch prägnant in Szene gesetzt. Dass der deutsche Titel “Geister” lautete, hing damit zusammen, dass es in diesem Monstergebäude an sadistischen Gespenstern, grausame menschenfressende Schweden darunter (Schweden sind für Dänen das, was Westfalen für Rheinländer sind) nur so wimmelte. Trier setzte filmisch wirkungsvoll ins Bild, vor was es vielen Menschen in der Wirklichkeit graust: in so einer Krankenfabrik verweilen zu müssen.
Gesundheitspolitisch handelt es sich um ein ambivalentes Problem. Die kapitalistische Gesundheitsökonomie setzt auf Rationalisierung. Je grösser die “Einheiten”, umso eher “lohnen” sich hohe Investitionen in teure Technologien. Das ist nicht grundsätzlich böse. In der Beueler Augenklinik vor meiner Haustür bekam ich in einem Auge eine neue Kunststofflinse. Vor 30 Jahren wäre ich wohl noch erblindet. Ich weiss moderne Gesundheitstechnologien also subjektiv sehr zu schätzen. Im gleichen Krankenhaus will die Kassenärztliche Vereinigung jetzt die Notfallpraxis dichtmachen. Das finde ich wie viele andere natürlich überhaupt nicht lustig. Ist aber ebenfalls der gesundheitskapitalistische Lauf, den nicht Ochs noch Esel aufhalten (frei nach Honecker).
Die Coronapandemie hat die Rentabilität zahlreicher kleiner und mittlerer Krankenhäuser zusätzlich ins wanken gebracht. Wenn ein einzelner Coronatest so viel einbrachte, wie eine Impfung, dann sorgt der “Markt” für Impfunlust in Arztpraxen, aber für Goldgräberstimmung bei den Teststäbchen. So ist es dann ja auch spektakulär gekommen: Extraprofite locken Kriminelle an, wie Licht die Motten. Es bedürfte also einer öffentlichen gesundheitspolitischen Grundsatzdiskussion, die nach allem, was die Öffentlichkeit weiss, beim Herrn Spahn in so “guten” Händen ist, wie … ungefähr bei Andy Scheuer.
Jetzt geht es um die Notfallpraxis in Beuel. Aber insgesamt geht es um Königreiche (“Kingdom”). Gehören die uns? Gemeinnützig? Oder privat? Zum Reichwerden?
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