Der Newsletter des Demokratischen Salons für Januar 2025 erscheint etwa drei Wochen vor der Bundestagswahl, die uns mitunter bei all den vielen Botschaften auf Plakaten, in Talkshows und Wahlveranstaltungen irritieren mag. Im Editorial kommentiert Franz-Reinhard Habbel die so oft zitierte „Zeitenwende“ mit einem „etwas anderen Blick auf die Wahlprogramme“: „Es ist an der Zeit“.
Die neuen Texte im Demokratischen Salon:
- Ines Skibinski berichtet über den Beginn des Wahlkampfs um das Amt des Präsidenten in Polen im Mai 2025: „Ein entscheidendes Jahr“. Sie stellt die Kandidat:innen der Parteien vor. Wahrscheinlich ist eine Stichwahl zwischen den Kandidaten von PO und PiS. Wird die Wahl die aktuellen Blockaden des noch von der PiS gestellten Präsidenten gegen die Gesetzesvorschläge der von PO geführten Dreierkoalition auflösen? (Rubriken: Osteuropa, Europa)
- Michal Hvorecky stellt in seiner Bilanz des Jahres 2024 fest: „Die Slowakei ist in einer tiefen Krise“. Dies gilt vor allem für Kultur und Justiz, aber auch in der Außenpolitik gibt es Veränderungen, die Anlass zu höchster Besorgnis geben. Die Dreierkoalition aus SMER, HLAS und SNS verliert jedoch an Stabilität. Großen Unmut gibt es angesichts eines vorerst abgewendeten, aber möglicherweise nur vertagten Streiks der Ärzt:innen. (Rubriken: Osteuropa, Kultur)
- Michael D. Reisman hat im Herbst in Lviv, Irpin und Kyiv mit Psycholog:innen, Studierenden und Künstler:innen Workshops der Dramatherapie (DvT) durchgeführt. In „Trauma und Katharsis“ beschreibt er die Potenziale und Grundlagen von Dramatherapie. Etwa ein Drittel der Menschen in der Ukraine leiden unter diagnostizierbaren psychischen Störungen, etwa 57 Prozent sind gefährdet. (Rubriken: Kultur, Osteuropa)
- Max Lucks, Menschenrechts- und Außenpolitiker im Deutschen Bundestag (Bündnis 90 / Die Grünen), fordert: „Priorität Menschenrechte“. Er erklärt die prekäre Lage der Êzîd:innen in Deutschland und im Irak im Kontext der Interessen der Türkei, des Iraks und des Iran sowie der schwierigen Situation der Kurd:innen in der Region. Der Schlüssel für die Lösung (fast) aller Konflikte im Mittleren und Nahen Osten liegt im Iran. (Rubriken: Levantinische Aussichten, Migration)
- Markus Tillmann untersucht in seinem Essay „Den Klimawandel erzählen“ narrative Strategien der Climate Fiction. „Kann die Climate Fiction (…) eine neue Sensibilität erzeugen, die unter anderem in Kritik und Handeln umgesetzt werden kann? Der Autor gibt einen Überblick über Romane von Theresa Hannig, Lisa J. Krieg, Aiki Mira, Kim Stanley Robinson und Zara Zerbe. (Rubriken: Science Fiction, Treibhäuser)
- Klaus Farin, Gründer der Klimaliste, kandidiert für die Tierschutzpartei zum Bundestag. Unter der Überschrift „Gemeinsam progressiv“ wirbt er für ein Bündnis kleiner Parteien, die so in der Lage wären, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. „Mehr Demokratie wagen“, das heißt mehr Vertrauen in die Bürger:innen. Der unter Angela Merkel eingerichtete Klimarat war ein gutes Vorbild. (Rubriken: Liberale Demokratie, Treibhäuser)
- Alexander Frese referiert in seinem Essay „…denen mitzuwirken versagt war“ Hintergründe des ostdeutschen Widerstandes in der SBZ und in der jungen DDR. Er stellt mehrere der für die freiheitliche Demokratie engagierten Menschen vor, Politikerinnen und Politiker, Schülerinnen und Schüler, Studierende, Christinnen und Christen, viele erlitten lange Haftstrafen, manche wurden sogar hingerichtet. (Rubriken: Liberale Demokratie, DDR)
- Fritz Heidorn stellt den neuen Roman von Andreas Brandhorst vor: „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ Diese Frage ist Teil mancher Verschwörungserzählung, aber auch naturwissenschaftlicher, philosophischer oder theologischer Reflexion. „Der Riss“ steht in der Tradition von Autoren wie Daniel F. Galouye („Simulacron-3“) und von Filmen wie der Matrix-Tetralogie. Zu den Narrativen gehören Post- und Transhumanismus. (Rubrik: Science Fiction)
- Norbert Reichel analysiert in dem Essay „Der 29. Januar 2025 – Phänomenologie einer planlosen Zeitenwende“ die Debatten der letzten Januarwoche. Geht die CDU den Weg der ÖVP, bis sie aus der selbst gegrabenen Grube nicht mehr herausfindet? Es ist ein Gewirr von Personalisierung, Angst, dass alles immer schlimmer werde, Antipolitik, fehlenden Zukunftsvisionen. Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung. (Rubriken: Liberale Demokratie, Migration, Treibhäuser)
Nach den Kurzvorstellungen der neuen Texte lesen Sie Vorschläge zum Besuch von Veranstaltungen und Ausstellungen sowie Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen zur Lage der aus der Gewalt der Hamas befreiten Geiseln, zur Propaganda der Hamas, zum aktuellen Global Risk Report, zu den Debatten um soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz, zu Opferrenten für NS-Täter, zu Bundestagsabgeordneten, die nicht mehr kandidieren, zu Sicherheitsgesetzen in Italien, dem Paradox, dass rechte Regierungen mehr Migration statt weniger bewirken, zur gelingenden Integration in einer sizilianischen Gemeinde, und dem Niedergang einer US-amerikanischen Gemeinde nach einer Abschiebeaktion im Jahr 2008, zu Wikipedia von rechts, zu einer Analyse von unterschiedlichen Formen der Kriege in unserer Zeit, der neuen Oberbürgermeisterin in Diyabakır, dem Terrorregime im Iran, zum Aufstieg Katars zum Global Player, den USA als Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten, zu Bangladesh, das der „Economist“ zum „Land des Jahres“ ernannte, zum Mythos Neutralitätsgebot in Schulen, Hochschulen und Kultur, zur prekären Lage von Bibliotheken, zum Judentum in Bildungsmedien, zur Überlastung der Jugendämter und last not least zu zwei weiteren Übersetzungen aus dem Demokratischen Salon ins Ukrainische (ein Essay von Fritz Heidorn und das Gespräch mit Zara Zerbe).
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