#metoo war in den letzten Jahren eine der erfolgreichsten emanzipatorischen Kampagnen. Ein wichtiger Grund dafür: es sprach Medienreflexe an – “Sex&Crime”. Und klärte nebenbei darüber auf, dass Vergewaltigung kein Sex ist, sondern Gewalt. Hilfreich war auch, dass viele prominente Namen beteiligt waren. Nicht immer, aber immerhin oft, wurde der Kern der Sache benannt: Machtmissbrauch in einem grossen Machtgefälle. Dieser Kern ist so alt wie die Menschheit, und wird uns noch lange beschäftigen. Heute morgen wurde ich auf einen Fall aufmerksam, von dem ich absolut nichts wusste.
Das Märkische Viertel in Berlin wurde mir 1973 durch einen zurecht preisgekrönten Dokumentarfilm nahegebracht: “Der lange Jammer” von Max Willutzki. Das lief damals noch in mutigem deutschem Fernsehen – heutzutage undenkbar. Das so benannte Gebäude sieht so aus. Wie konnte das passieren?
Darüber habe ich heute in “Essay&Diskurs”/DLF mehr erfahren. Und muss mich schon wieder aufregen. Der DLF verweigert mal wieder die Onlineveröffentlichung des Manuskripts. Auf der entsprechenden Sendungsseite erfahren Sie und ich – nichts. Mit gezogenem Revolver werden wir aufgefordert zu hören – 30 Minuten. OK, habe ich gemacht, ich lag ja noch im Bett – da geht das besser als woanders. Mehr über den Inhalt des spannenden Essays erfahren Sie nur über den Teaser, der auf der “Programm”-Seite des DLF online steht, und den ich hier der Einfachhheit halber einkopiere:
“Kolossaler Kiez – Die Architektin des Märkischen Viertels – Von Laura Helena Wurth – Astra Zarina – eigentlich ein Name, den man nicht vergisst. Zumal, wenn es sich um eine bedeutende Architektin der Nachkriegsmoderne handelt. Davon gab es ja nicht so viele. Dass Astra Zarina heute nur Insidern bekannt ist, darf nicht so bleiben. Zarina, 1929 in Riga geboren und 2008 in Civita in Italien gestorben, war nämlich eine der hauptverantwortlichen Architekten bei der Erbauung der Wohnblöcke des Märkischen Viertels in Berlin in den 1960er-Jahren. Unmittelbar nach dem Mauerbau sollte dort Wohnraum für bis zu 50.000 Menschen entstehen. Zarina und ihrem damaligen Ehemann waren 1.148 zusammenhängende Wohneinheiten zugeordnet. Die Ehe wurde während der Bauzeit geschieden. In einer Zeit, in der die Architektur oft als rein männliches Fachgebiet gedacht wird, kommt Zarina eine Sonderstellung zu. Vor allem, weil sich ihr Arbeiten auch künftigen Generationen von Architekten eingeschrieben hat. Nach der Erfahrung in Berlin ging sie nach Rom und unterrichtete dort an der American Academy amerikanische Architekturstudenten, bis sie sich der Denkmalpflege in der Gemeinde Civita zuwandte, wo sie 2008 starb. Über das Leben, Arbeiten und den Einfluss dieser besonderen Architektin gilt es mehr zu erfahren. Laura Helena Wurth ist Kunstkritikerin und Autorin. Sie hat Kulturwissenschaft an der Maastricht University in den Niederlanden und der Humboldt Universität zu Berlin studiert. Als freie Autorin arbeitet sie unter anderem für FAZ, NZZ, ZEIT und Deutschlandfunk Kultur. Sie ist Mitherausgeberin des Kunstmagazins ‘One to(o) many’ und seit Juli 2023 Redakteurin bei Deutschlandfunk Kultur.”
Tolle Arbeit, die mehr Öffentlichkeit (und Liebe des beauftragenden Senders) verdient.
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