Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Architektur

#metoo Architektur

#metoo war in den letzten Jahren eine der erfolgreichsten emanzipatorischen Kampagnen. Ein wichtiger Grund dafür: es sprach Medienreflexe an – “Sex&Crime”. Und klärte nebenbei darüber auf, dass Vergewaltigung kein Sex ist, sondern Gewalt. Hilfreich war auch, dass viele prominente Namen beteiligt waren. Nicht immer, aber immerhin oft, wurde der Kern der Sache benannt: Machtmissbrauch in einem grossen Machtgefälle. Dieser Kern ist so alt wie die Menschheit, und wird uns noch lange beschäftigen. Heute morgen wurde ich auf einen Fall aufmerksam, von dem ich absolut nichts wusste. Weiterlesen

Worte und Gedanken in Bilder verwandelt

Er verwandelte Worte und Gedanken in Bilder – Abschied von Hans-Georg „Aldi“ Aldenhoven (1960-2023)

Wenn es jemanden gab, der das Gesicht der ila geprägt hat, dann war es Hans-Georg Aldenhoven, den alle nur Aldi nannten. Über mehr als 20 Jahre hat er nahezu jede Titelseite der ila gestaltet und war in der Zeit unser aktivster und produktivster Layouter. Als er Ende der Achtzigerjahre zur ila kam, war er in der linken Szene Bonns bekannt wie ein bunter Hund. Wann immer es für eine Veranstaltung einer Initiative ein Plakat oder ein Transparent zu machen gab, hieß es, „Fragen wir doch Aldi“. Weiterlesen

Ästhetischer Auftrag

Architektur in der Wohnungsnot – soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Ökologie. Moderner Städtebau steht vor vielen Herausforderungen. Unser Autor meint: Bauhaus hat dabei ausgedient.

Längst sollten die Städte wieder Mittelpunkt für das private wie öffentliche Leben, für Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit werden. Heute wird bereits weitergedacht, wie bei Klimaneutralität auch die soziale Qualität urbaner Lebenskultur möglich sein kann. Schon in den 1970er-Jahren war „qualifizierte Verdichtung“ im Gespräch – heute aktuell für die Verwirklichung der „Stadt der kurzen Wege“ mit vielfältigen Möglichkeiten der sozialen und funktionalen Durchmischung des urbanen Lebens. Weiterlesen

Rock’n’Roll und Architektur

Der US-Konzeptkünstler und Fotograf Dan Graham ist am Samstag in New York gestorben. Seine Rauminstallationen machten ihn weltberühmt.
Zwei rechteckige, gegeneinander versetzte Quader aus grünsilbrigem Glas, die Kanten mit glänzenden Stahlträgern eingefasst, die Scheiben goldeloxiert. Auf den ersten Blick würde man das „Café Bravo“, das Café im Hof der Berliner Kunstwerke (KW), für das typische Hipster-Café halten, zu dem es qua Publikum oft tatsächlich wird. Seine Wände taugen so schön für Selfies, reflektieren den Himmel. Weiterlesen

Der immer neue Traum vom großen Turm

von David Kasparek
Bonn könnte einen neuen Veranstaltungsbau bekommen – einen Turm in der Rheinaue, mit dem sich Freunde der gepflegten Ästhetik schwer tun dürften. Interessanter aber, als auf Banausentum zu schimpfen, könnte es sein, zu fragen, warum ein solches Projekt vorgeschlagen wird und welche Sehnsüchte es zu erfüllen verspricht.

Die Bonner Rheinaue ist eigentlich ein schöner Park. Gäbe es hier schöne Spielplätze, sie könnte wahrlich ein Ort für die ganze Familie sein. Die Anlage entstand im Zuge und in Folge der Bundesgartenschau 1979. Weiterlesen

Dachgärten für alle

Von der dynastischen Lustarchitektur zur demokratischen Hortitecture: Stefan Schweizer und Frank Maier-Solgk zeichnen die Kulturgeschichte der „Hängenden Gärten von Babylon“ nach
„Des Grünen blühende Kraft.“ Schwer zu sagen, ob sich Stefan Boer­ri von Johann Wolfgang von Goethes poetischer Formel für das befreiende Gefühl plötzlich ausbrechenden Frühlings leiten ließ, als er vor sechs Jahren sein „Bosco Verticale“ eröffnete. Zumindest kam der italienische Architekt dem Traum eines Lebens im immerwährenden Grün ziemlich nahe. Weiterlesen

Occupy Your Street

Gegen die Architektur der Verachtung
Die DLF-Reihe “Essay & Diskurs” hat mich heute mal wieder zum Spinnen verführt. Aber regen Sie sich nicht auf. Die Gefahr, dass die Bonner Kommunalpolitik das Folgende beherzigt, besteht nicht. Dafür sind die viel zu feige. Bei den geringsten Widerworten mitsamt den dabei ausgestossenen Aerosolen fallen die alle sofort um, als sei das ein gefährliches Virus. Weiterlesen

Von Berlin lernen?

Jetzt sind sie also da, die E-Roller. Der bescheuerte Scheuer, ein Bayer in Berlin, in seinem verzweifelten Versuch “hip” zu sein, hat das Feuer gelegt, und ruft nun den Städten und Kommunen zu: “Feuer!” Im ganzen Satz: “Jetzt müsst ihr aber auch die Arbeit machen, das aufzuräumen, was ich angerichtet habe.” Ich persönlich bin zwar auch genervt, nur ein bisschen. Sind wir das nicht alle? Ich glaube, in spätestens 5 Jahren haben wir einen grossen Haufen Metallschrott, weil die nächste Mode durchs Dorf getrieben wird. Weiterlesen

Surveillance Capitalism – Überwachungskapitalismus

Essay von Shoshana Zuboff

Ich wende mich hier und heute nicht nur als Denkerin, Wissenschaftlerin und Autorin an Sie, sondern auch als Staatsbürgerin und – nicht zuletzt – auch als Mutter. Über die vergangenen beiden Jahrzehnte habe ich die Entstehung und Ausbreitung einer beispiellosen Mutation des Kapitalismus beobachtet, die ich als “Überwachungskapitalismus” bezeichne. Und ich mache kein Hehl aus meiner Besorgnis hinsichtlich seiner Auswirkungen für unsere Ökonomien, für die Aussichten von Marktdemokratie und Privatsphäre, ja hinsichtlich seiner Bedeutung für die Zukunft des Kapitalismus selbst. Weiterlesen

Aussterbende Journalismus-Typen

Andreas Rossmann und Horst Tomayer
Vieles wird heute besser als früher. Journalismus scheint nicht dazu zu gehören. Letzte Woche prophezeite Lutz Hachmeister im DLF (in seinem Schlusswort am Ende dieser Sendung), er werde als “Journalismus der Reichen und ihrer Stiftungen” überleben. Ein grosser Unterschied zum auf Papier gedruckten Journalismus der Vergangenheit wäre das nicht. Was aber tatsächlich auszusterben scheint sind Journalist*inn*en, die sich ein Berufsleben lang mit einem Thema oder einer Sache verbinden.
Zum Beispiel Andreas Rossmann/FAZ, der Ruheständler. In der FAZ lieferte er eine kenntnisreiche Buchbesprechung zum Nachkriegsstädtebau im Ruhrgebiet ab. Weiterlesen

Glyphosat / Architektur / Erdogan / Lola rennt

Glyphosat – so sicher wie Ihr Friseur

Der Ausschussvorsitzende für Landwirtschaft Alois Gerig (CDU) beging heute einen Anschlag auf die Obst- und Weinbranche. Passend zum Millionenurteil gegen Monsanto in den USA wies er öffentlich darauf hin, dass diese Branchen Glyphosat einsetzen. Das Mittel sei so ähnlich zu bewerten “wie manche Teesorten, wie Kartoffelchips, wie rotes Fleisch oder wie gar das ganze Friseurhandwerk”. Also, was regen wir uns auf? Wer solche Lobbyisten hat, braucht keine Feinde mehr.

Rechte Siegerarchitektur gegen Brutalismus

Stephan Trüby, Architekturprofessor aus Stuttgart, beschreibt, wie die Rechten bereits heute das Aussehen unserer Städte durchdringend bestimmen. Weiterlesen

Statt im-Stau-stehen: Lesen!

9290 Staus mit einer Gesamtlänge von 9.700 km soll der ADAC am Freitagabend, dem Beginn dieses Brückentagwochenendes gemeldet haben. Bisher habe ich geglaubt, der Mensch lerne nur aus Erfahrungen. Selbst das ist in deutscher Leitkultur wohl nicht vorgesehen. Zu ihr gehört das Auto und sein in-mindestens-drei-Reihen-auf-die-Autobahn(das “Gute” von Adolf)-stellen.

Es gibt Alternativen. Z.B. zuhausebleiben, Ausschlafen, zu-Fuss-gehen (mit dem Fahrrad geraten sie genauso in den Stau, dafür gibts nur noch kein Meldesystem), aufs-Sofa-legen, besonders-bei-schlechtem-Wetter-ins-Eiscafe-setzen, ausgiebig Mittag- und Abendessen, und vor allem: viel Lesen. Es gibt mehr zu lesen, als Sie schaffen können, viel Müll dazwischen, aber auch viel Gutes. Hier aktuelle Hinweise:

Libyen: da wollen unsere Regierungen in Zukunft Migrant*inn*en in Lagern einsperren. In der taz und bei Telepolis können Sie nachlesen, wer sich dort fürs Aufpassen, Bewachen und ggfls. Umbringen bewirbt.

Es wird wenig Freude machen, aber Ignorieren ist auch keine Lösung: in Mexiko wird der “Femizid”, das massenhafte Ermorden von Frauen immer gebräuchlicher. Weiterlesen

Bildband von Rolf Sachsse: Bonn 1850-1970 – Früher war nicht alles besser

Disclaimer: Ich bin mit dem Autor des besprochenen Bildbandes befreundet. Er lebt in Geislar, dem fluglärmgeplagtesten Ortsteil von Beuel.

Rolf Sachsse ist Professor für Designgeschichte und Designtheorie an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. Ich persönlich habe ihn, geb. 1949 im Jahr der Gründung der BRD in Bonn, als profunden Kenner unserer Republikgeschichte und speziell ihrer Bildergeschichte kennengelernt. Zu den frühen Hauptstadtzeiten in unserem kleinen Rheinuferkaff war alles noch so “gemütlich” und übersichtlich; in Berlin lästern sie darüber, die armen Wichte im Hamsterrad, gelegen kurz vor der polnischen Grenze. Sachsse kennt die wenigen Fotografiechronisten jener Bonner Zeit, es waren wohl weniger als 10, alle persönlich, bzw. kannte sie. Denn sie sterben uns jetzt weg.

Das stellt neue Anforderungen an Erbengemeinschaften, Testamentsvollstrecker, Historiker*innen und Archivar*innen. Denn die wenigsten großartigen Fotografen waren gute Bürokraten und Aktenordner. Weiterlesen

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