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Oberkassel-Mitte muss bleiben

Wundersame Bahn XCII

Das hatten sich die Stadthaus-Bürokraten ganz anders und vor allem einfacher vorgestellt. In einer Vorlage der Verwaltung vom März 22 hieß es unter der positiv klingenden Überschrift: “Barrierefreier Ausbau der Stadtbahnhaltestellen”: “Die Planung des barrierefreien Ausbaus der Stadtbahnhaltestellen in Oberkassel wird nur für die Haltestellen Oberkassel-Nord und Oberkassel-Süd weitergeführt. Die Stadtbahnhaltestelle Oberkassel-Mitte entfällt zukünftig.”

Dä! (Ausdruck von Martin Böttger geklaut: Anm. Böttger: habbich von Jürgen Becker geklaut = Immi-Assimilation). Die wollen “meine” Haltestelle schließen! Dabei bin ich doch so froh die zu haben. Sie befindet sich in Luftlinie keine 30 Meter hinter unserer Wohnung und ist in zwei Minuten zu erreichen. Seit wir in Oberkassel wohnen, genieße ich diesen Service. Eine Haltestelle hinter dem Haus mit derzeit zwei Stadtbahnlinien, 66 zwischen Siegburg und Bad Honnef sowie die 62 von Dottendorf über Bonn Hauptbahnhof und Beuel Bahnhof bis Oberkassel Süd. Es ist schön, nur wenige Meter von der Haltestelle zur Wohnung gehen zu müssen – besonders nach längerer Reise etwa aus Osnabrück oder Berlin, aber auch nach oft nerviger ÖPNV-Tour von Wuppertal oder Essen. In jüngster Zeit hat sich Düsseldorf zum Hindernis in der Fortbewegung entwickelt. Kaum ein Zug nach Bonn verkehrt im Rahmen dessen, was man als Fahrplan bezeichnen könnte. Da freue ich mich oft auf mein Bettchen – und darüber, dass es sich nur wenige Meter von meiner Haltestelle befindet.

Diese ÖPNV-Anbindung war für uns einer der Gründe für die Auswahl dieser Wohnung. Mein Auto habe ich gleich abgeschafft, als ich vor über 40 Jahren nach Bonn zog. Ich hatte zuvor zwei Mal Pressekonferenzen im Regierungsviertel in Bonn wegen Parkplatzsuche verpasst. Das war mir zu dumm. Das Auto wurde verkauft und kein neues angemeldet. Wenn wir heute etwas transportieren müssen und eine Reise in ÖPNV-freie Gebiete planen, leiht sich meine Frau ein Auto in der passenden Größe zum Beispiel bei “Stattauto”.

In der Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Verkehr am 22. März 2022 sollte die Streichung der Haltestelle “Oberkassel Mitte” eigentlich durchgewunken werden. Ohne öffentliche Diskussion und Anhörung der Bürger. Weil aber in dieser Sitzung nicht alle Fragen der Stadtverordneten beantwortet werden konnten, wurde das Thema vertagt, und die SPD-Stadtverordnete Gaby Mayer beantragte zusätzlich eine “Bürgerinformation in Oberkassel”. Die Oberkasseler warten nun auf den Termin, bei dem sicherlich viele Menschen ihr Interesse an der Beibehaltung der Haltestelle deutlich zum Ausdruck bringen werden. Bereits jetzt sind fünf Bürgeranträge in dieser Sache bei der Stadt eingegangen, Im Ort kursieren Unterschriftenlisten für einen weiteren Bürgerantrag. Die meisten fordern Beibehaltung der drei Haltestellen mit beiden Linien 66 und 62. Weil aber gesetzliche Forderungen einen barrierefreien Ausbau der Haltestellen verlangen, wird auch die Kompromisslösung diskutiert, die Haltestelle künftig nur noch für die Niederflurbahnen der Linie 62 aufrecht zu erhalten.

Damit, so (auch meine persönliche) Annahme, wäre ein Umbau der Haltestelle nicht notwendig. SPD und CDU haben sich klar für den Erhalt der Haltestelle ausgesprochen. Die Grünen lehnen die Aufrechterhaltung der Haltestelle ab. Guido Pfeiffer erzählt etwas von einem künftigen “Fünf Minuten Takt” der Linie 66 und von Zeitersparnis – in Rede steht eine Fahrzeitreduzierung von einer Minute. Woher Pfeiffer die für eine Takterhöhung nötigen zusätzlichen Bahnfahrer zaubern will, bleibt sein Geheimnis. Wer mit Fahrern spricht, erfährt, dass die Personallage noch immer “sehr angespannt” ist. Den Fünf-Minuten-Takt glaubt keiner der Nutzer in Oberkassel, es vergeht kaum ein Tag ohne Störungen und nur ganz selten fahren die Bahnen der Linie 66 fahrplanmäßig tatsächlich alle zehn Minuten. Meinem Eindruck nach wären die meisten Stadtbahn-Fahrgäste schon zufrieden, wenn künftig der Zehn-Minuten-Takt wirklich eingehalten würde …

Besonders viel Freunde machen sich die Grünen mit ihrer Position jedenfalls in Oberkasel nicht.

Ein Kommentar

  1. Marcel Borngässer

    In Oberkassel gibt es ja z.B. auch eine Pflegeeinrichtung. Das Itzelsanatorium der Augustinum Gruppe. Alleine wie viele Mitarbeiter dort täglich mit der Bahn an und abreisen, sollte in Betracht gezogen werden. Ich persönlich arbeite auch dort habe aber nur drei Minuten Fußweg zur Arbeit. ich gehe allerdings von meinem Haus auch sechs Minuten zur Bahn was beim Wegfall der Haltestelle ca 15 Minuten wären. die Grünen möchten dass die Stadt Auto frei wird aber wenn ich eine halbe Stunde bei hin und rückweg schon unterwegs bin um die öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen fahre ich doch lieber mit dem Auto in die Stadt was mich dann nur 20 Minuten kostet und ich bei Wind und Wetter trockenen Fußes im parkhaus meiner Wahl parken kann.

    Die kostengünstigste Alternative wäre doch einfach wie z.b die durchsage, dass man dazu verpflichtet ist eine mund-nasen-bedeckung zu tragen, dass die nächste Haltestelle Oberkassel Mitte nicht rollstuhlgerecht ist und gehandicapte Menschen eine Haltestelle vorher oder dahinter aussteigen sollten und somit aber auch einen weiteren Weg zum zielpunkt zurücklegen müssen. Wenn es nach mir geht vergesst den 5 Minuten-Takt und steckt das Geld lieber in dem Ausbau der Haltestelle Oberkassel Mitte oder lasst sie so wie sie ist und fahrt sie einfach nur mit Hinweis an dass die nächste Haltestelle nicht Ebenerdig ist…

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