Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Digitalisierung (Seite 6 von 6)

„Zukunft der Arbeit als öffentliches Thema“

von Jupp Legrand (Otto-Brenner-Stiftung)

+++ Studie der Otto Brenner Stiftung (OBS) analysiert Presseberichterstattung über die Zukunft der Arbeit +++ Welche Botschaften stehen im Mittelpunkt? +++ Welche Probleme werden diskutiert, welche Hoffnungen geweckt? +++ Prozess der Digitalisierung wird wie ein Naturgesetz wahrgenommen +++ politische Gestaltungsansprüche bleiben wenig ambitioniert und seltsam reduziert +++

Die Arbeitsgesellschaft durchlebt seit Jahren einen epochalen Umbruch. Es müssen Antworten auf radikale Neuerungen gesucht und Lösungen für dramatische Veränderungen gefunden werden. Doch an die Zukunft der Arbeit richten die meinungsbildenden Medien in Deutschland nur altbekannte Fragen: Sie berichten über die technischen Veränderungen und beschreiben die digitale Revolution im Horizont der seit 150 Jahren vertrauten Probleme. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Otto Brenner Stiftung, die soeben zum diesjährigen Tag der Arbeit erschienen ist.

Die Autoren haben die Presseberichterstattung von elf deutschen Tages- und Wochenzeitungen analysiert und unter dem Titel „Die Zukunft der Arbeit als öffentliches Thema“ veröffentlicht. Der Untertitel diagnostiziert eine „Presseberichterstattung zwischen Mainstream und blinden Flecken“. Untersucht wurden u. a. „Der Spiegel“ und „Die Zeit“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die „Süddeutsche Zeitung“, „Die Welt“, das „Handelsblatt“ und „die Tageszeitung“.
„Sorgenvolle Unausweichlichkeit“ sei der Grundton der Medienberichterstattung, resümiert die Studie. Weiterlesen

Arbeit als existenzsichernde Leistung, eine bedrohte Lebensart

von Hans-Jürgen Arlt, Martin Kempe und Sven Osterberg / Otto-Brenner-Stiftungg
(Schluss-/Diskussionskapitel der Studie “Zukunft der Arbeit als öffentliches Thema”)

„Das Potenzial der neuen Technik zum Guten wie zum Schlechten verlangt zwingend, dass es Orte geben muss, an denen die Auseinandersetzung darüber stattfinden kann, wie die Produktionstechnologie der Zukunft aussehen soll und wie sie mit einem nachhaltigen, zukunftsfesten Konzept der Entwicklung von Arbeit verbunden werden kann.“ (Kurz 2015: 89)

Mit diesem Kapitel verlassen wir die empirische wissenschaftliche Analyse. Wir reflektieren und diskutieren, wie sich die ermittelten Befunde der journalistischen Darstellung in gesellschaftspolitische Fragestellungen über die Zukunft der Arbeit einordnen lassen. Das heißt, wir beteiligen uns an der politischen Debatte.
Diese Diskussion der Befunde versteht sich nicht als Kritik der journalistischen Arbeit – für die es auch Anlässe geben mag. Auf die Frage, wie viel empirische Informationen, fachliche Kompetenzen, analytische Kraft und kritische Potenz journalistische Redaktionen zu einem Megathema wie Arbeit der Zukunft besitzen sollten, kann es keine verbindliche Antwort geben. Journalistische Publikationen richten sich an ein breites Laienpublikum; sie müssen auf Allgemeinverständlichkeit und auf eine generelle Anschlussfähigkeit achten. Ihre Möglichkeiten, fachspezifische, tiefschürfend analytische, kritisch-alternative Beiträge zu veröffentlichen, sind schon von daher prinzipiell eingeschränkt. Offenkundig hat sich die Mehrheit der Redaktionen der untersuchten Medien dafür entschieden, die Eigenbeiträge immer wieder mit Hilfe von Interviews und Gastbeiträgen gezielt durch externes Wissen zu ergänzen. In den Interviews und Gastbeiträgen finden sich in der Regel auch die stärker pointierten Aussagen.
Obwohl sie eine Beobachterrolle einnehmen, stehen Journalisten nicht außerhalb des gesellschaftlichen Kommunikationsprozesses, sie sind vielmehr ein relevanter Teil von ihm. Deshalb fassen wir die journalistischen Publikationen als Beiträge zur gesellschaftspolitischen Debatte auf, reflektieren sie als solche und mischen uns in diesem Kapitel, angeregt durch die Analyse der journalistischen Behandlung des Themas Arbeit der Zukunft, mit unseren Meinungsäußerungen in diese Debatte ein, ganz im Sinne Dirk Baeckers:

„Um zu verstehen, worum es in der Gesellschaft gegenwärtig geht, genügt es, sich anzuschauen, worüber gestritten wird. Man kann dann immer noch vermuten, dass die wahren Streitpunkte versteckt sind und nur Stellvertreterkonflikte um Scheinthemen ausgetragen werden. Doch wenn man diesen Eindruck hat und kommuniziert, beteiligt man sich bereits am Streit und muss seine Meinung der Kontroverse aussetzen.Das heißt, um einzugreifen, genügt es mitzustreiten.“
(Baecker 2008: 127 f.)
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NRW-Rohrkrepierer Olympia – es ist ein Elend

Aus Schaden wird man klug? Unser Bundesland Nordrhein-Westfalen macht es sich zum Markenzeichen, diese Lebensweisheit zu widerlegen. Nur die Älteren werden sich erinnern: 2003 erlaubten wir uns die Peinlichkeit, eine Olympiabewerbung zu starten, für das Ruhrgebiet, das – Gipfel aller Peinlichkeiten – aber das benachbARTE und in der Ruhrgebietsbevölkerung wegen seiner Schnöseligkeit genauso wie in Köln verachtete Düsseldorf vorschickte, um dann aber direkt in der nationalen Vorausscheidung gegen Leipzsch zu scheitern. International war es sowieso alles komplett aussichtslos. Kapuddeneu.
Ex-Westerwelle-Gatte Mronz traf seinen FDP-Parteifreund Thomas Bach, im Hauptberuf Obermafioso des IOC bei seinem Aachener Reitturnier, erntete ein gnädiges Kopfnicken, und setzt den Floh nun der desolaten landespolitischen Szene, die ja sonst für nichts irgendeine Idee hat, ins Ohr.

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Die Gefahr des digitalen Totalitarismus

Die deutsche Debatte wird an den nachrichtenarmen Tagen mal wieder stark von den Interessen der Sicherheitsbürokratie bestimmt, und dank des recherchearmen Journalismus, der an solchen Tagen von den meisten Medien gepflegt wird, ungefiltert an uns weitergereicht. Die PR-Abteilungen von Geheimdiensten und Polizei hingegen arbeiten in dieser Zeit hochprofessionell.
Da ist vielleicht der Hinweis weiterführend, bei Erdogan zu lernen, was man in der Bekämpfung des Terrorismus alles falsch machen kann, jedenfalls wenn man an der Erhaltung von Gesellschaft und Demokratie interessiert ist – was ich bei Erdogan nicht unterstellen würde.
Mir schien es dennoch beim ersten Lesen Alarmismus, was Kai Schlieter heute in der taz zur sozialen und politischen Wirkung digitaler Forschung und Entwicklung schreibt. Wenn Sie jedoch neben der taz die FAZ lesen, wie die aktuellen Facebook-Datendiebstahlstechnologien funktionieren, analysiert weder von der Politik- noch der Feuilleton-Redaktion, sondern vom Technikressort, dann hat Schlieter vielleicht doch Recht.

Digitalisierung schafft mehr Herrschaft mit weniger Kontrolle

Sie haben Angst vor Gewalt und Kriminalität? Einbruch und Diebstahl? Da haben Sie recht. Sie sind nämlich schon da, in Ihrer Wohnung, und rauben sie aus: kriminelle Konzernmonopole und staatliche Sicherheitsbürokratien. Sie kennen keinen Respekt vor Bürgern, Wohnungen, Privatleben. Der Stand dieser Ausübung von Gewalt hier in einer Bestandsaufnahme von Telepolis.
Doch damit sind sie noch nicht zufrieden. Die Weltverbesserer der großen IT-Monopole basteln nicht nur, wie die Biotechbranche, an unseren Genen, sie wollen unser Hirn. Ein Deutschlandfunk-Feature beleuchtet den Siegeszug der Meditation in den modernen Kapitalismus, und wie sie uns noch mehr für unser Schicksal einzeln verantwortlich/schuldig sprechen und von organisiertem, sozialen Handeln abhalten wollen.
Ein weiteres Feature des Deutschlandradios analysiert den Bedeutungsgewinn von Freundschaft, aber auch ihre Bedrohung durch neokapitalistische Verzweckung.

Lehren aus Trump (VI) : weniger Geschwätz zu Großmacht, “Postfaktischem” und “Selbstoptimierung”

Wie können wir uns wehren? Über Analysen hinaus müssen wir uns dieser strategisch entscheidenden Frage stärker zuwenden. Die Aufmerksamkeit muss hier gleichermassen dem ideologischen Überbau, wie den materiellen Grundlagen und dem praktischen Handeln gelten. Dazu hier keine Strategie, kein Konzept, aber erste Hinweise.

In Eilfertigkeit, die an selbstbezügliche Komik grenzt, will sich das Berliner Hauptstadtestablishment eine geopolitische Führungsrolle, wenn schon nicht weltweit, so doch mindestens in Europa schwätzend und schreibend anmassen. Das reicht, hört hört, bis zu offenem Antiamerikanismus und, mal wieder, Atomwaffenehrgeiz. (Achtung, der letzte Link verschwindet nach einigen Tagen in einem paywallbewehrten Archiv.) Tatsächlich wird es anders laufen: die deutsche Führungsrolle, vor allem in ökonomischer Hinsicht, hat die EU bereits so geschädigt, Weiterlesen

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