Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Steinkohlebergbau

Wundersame Bahn XXXIV

Wieviele “21”s dürfens denn sein?
Nein, es ist kein “Wahnsinn”. Nein, die Beteiligten sind nicht irre. Im Gegenteil. Sie verhalten sich ganz rational, wie es der neoliberale Turbokapitalismus verlangt. Wer hat die Nachteile an Stuttgart 21? Die Fahrgäste und die Steuerzahler*innen. Wer hat die Vorteile? Die die es bauen. Die, die es betreiben. Und vor allem die, die sich den oberirdisch freiwerdenden Grund und Boden aneignen. Kurz: die öffentlichen Kassen werden ausgeräumt, zugunsten privaten Kapitals. Von dem gibt es mittlerweile so viel, Weiterlesen

Das Ende der Steinkohle …

… und der Kontext zu Zusammenhalt, Solidarität und Integration

Am 21. Dezember 2018 endet mit der Schließung der Zeche Prosper Haniel in Bottrop der Steinkohlebergbau in Deutschland. Damit endet ein ganz besonderes Arbeitsumfeld, das durch Zusammenhalt, Solidarität und Integration geprägt ist. Attribute, die in unserer heutigen prekären Arbeitswelt abhanden gekommen sind. Weiterlesen

Aus! Aus! Das Spiel ist aus!

Mit dem deutschen Steinkohlebergbau sterben kollektive soziale Hoffnungen aus, für die noch niemand Ersatz gefunden hat
Zunächst bitte ich Sie um Entschuldigung, wenn Sie jetzt auf dem Weg ins Westfalenstadion sind. Nehmen Sie in Dortmund Hbf. die Eurobahn nach Gelsenkirchen, dauert nur 25 Minuten. Vom Hauptbahnhof auf keinen Fall nach Schalke fahren, auch wenn es “Auf Schalke” heisst. Nehmen Sie die U-/Straßenbahn Richtung Buer. Die Stadionkiste steht auf dem Berger Feld. Wenn Sie sich zum Schloss Berge verfahren, können Sie von da aus laufen.
In dieser Stadionkiste wird – gewiss auch heute – noch ein absurder, ritualartiger Steinkohlebergbau-Kult betrieben. Von den 60.000, die heute im Stadion sein werden, hat niemand mehr existenziell mit dem Bergbau zu tun. Weiterlesen

Frostiges Klima

von Rainer Bohnet

Seit geraumer Zeit fordere ich eine Verkehrs- und Energiewende. Beide hängen stark zusammen, denn der Umstieg vom Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb umfasst beide Bereiche. Wie komplex und umstritten insbesondere die Energiewende ist, kann man am Beispiel der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sehen. Sie titelt in der Januar-Ausgabe ihres Mitgliedermagazins “Kompakt”: “Frostiges Klima – Warum die Politik die Beschäftigten aus Energiewirtschaft und Industrie gegen sich aufbringt.”

Selbstverständlich ist die Energiewende teuer. Auch ein höherer Strompreis ist möglich. Wobei ich anmerken möchte, dass der globale Ressourcenverbrauch viel zu billig ist. So wird umweltschädliches Verhalten immer noch belohnt, während man für umweltfreundliches Verhalten in der Regel nicht belohnt wird. Um die Akzeptanz einer Transformation einer ganzen Branche zu erreichen, was für die IG BCE und deren Mitglieder äußerst wichtig ist, muss der Wandel sozialverträglich organisiert werden. Niemandem darf der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Wie das geht, zeigt das Ende des Steinkohlebergbaus Ende 2018. Dort ist es der IG BCE vorbildhaft gelungen, die Kumpel sozial abzusichern. Weiterlesen

Zusammenhalt und Kollegialität

von Rainer Bohnet

Das Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet ist einer der größten Einschnitte in der deutschen Wirtschaft. Und mit ihm geht ein Kulturbegriff unter, der gerade bei den Kumpeln Kultstatus genießt: Zusammenhalt und Kollegialität. Das dokumentiert sich bereits in der Vokabel “Kumpel”.

Im Bereich der Eisenbahn gab es dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ebenfalls. Man nannte es die Eisenbahnerfamilie, die sich in der Gründung des Bahn-Sozialwerks (BSW), des Eisenbahn-Waisenhorts und der Eisenbahn-Spar- und Darlehenskasse, der heutigen Sparda-Bank, dokumentierte. Darüber hinaus gab es bahneigene Wohnungsgesellschaften und eine Bundesbahn-Landwirtschaft für Kleingärtner. Das jähe Ende dieser großen Solidarität kam mit der Bahnreform im Jahr 1994 und dem Einzug von Wettbewerb und der Aufspaltung in viele unterschiedliche Organisationseinheiten und der Auslagerung in unzählige Subunternehmen.

Man mag dieses offenbar kleinbürgerliche Szenario belächeln. Es passte natürlich zur frühen Bundesrepublik mit Vollbeschäftigung und ungebremstem Aufschwung verbunden mit guter Bezahlung, einer auskömmlichen Rente und bezahlbaren Wohnungen. All das ist Geschichte. Und Ende 2018 geht mit der Schließung der letzten Steinkohlegrube in Bottrop auch der letzte Kumpel in die Rente oder in einen anderen Job.

Ich möchte die gute Zeit keineswegs religiös verklären. Aber bewegend ist es trotzdem, wenn gestandenen Bergmännern die Tränen in den Augen stehen. Keine Frage, dass der Ausstieg aus der Steinkohle aus klimapolitischen Gründen alternativlos ist. Aber könnte man wenigstens Zusammenhalt, Solidarität und Kollegialität in die Zukunft herüberretten?

Hinweis: Die Kolleg*inn*en bei den Kölner Zeitungen könnten das z.B. gut gebrauchen, im Arbeitskampf gegen ihre wenig am Allgemeinwohl (GG Art.14) orientierten Verlegermilliardäre.

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