Merz mit mangelnder Impulskontrolle

Der Ex-CSU-General Blume hat recht, wenn er der Union davon abrät, die AfD beim Thema Migration „überstinken“ zu wollen. Der jahrelange Versuch von Seehofer, genau das zu tun, hat die AfD seinerzeit aus einem Umfragekeller wieder nach oben geholt.

Merz wird mit seinen schlecht eingefädelten migrationspolitischen Spielchen nun zum nächsten großen AfD-Förderer aus der Union:

1. Einer gesprächsbereiten Regierung Ultimaten zu stellen, dann

2. eine 180-Grad-Wende und kleinlaute Rücknahme des Ultimatums kommunizieren, und dann

3. nochmal eine 180-Grad-Wende und knallender Gesprächsabbruch –

der Mann ist wahrlich kein großer Taktiker. Und außerdem wirkt da wohl auch sein persönliches „Merkel-Trauma“ nach. Und ein Problem mit der Impulssteuerung hat er obendrein.

Ergebnis: Die AfD, die er „halbieren“ wollte, hat sich in seiner Zeit als CDU-Chef verdoppelt. Merz hat seinen Anteil.

Merke: Nicht jeder CDU-Chef muss dann auch Kanzler werden.

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.