SPD-Fraktionschef Oppermann bläst an diesem Wochenende gegen die Fußball-WM 2018 in Russland. Damit stellt er sich im Timing und Inhalt frontal gegen seinen ehemaligen Bundeskanzler und niedersächsischen Genossen Gerhard Schröder. Schröder nahm in einem langen Interview für die Wochenendbeilage der Süddeutschen (online nur hinter Paywall) Stellung zu seinem Verhältnis zu Russland und Putin – sicher nicht für jedermann überzeugend, aber doch nachdenklich und nachvollziehbar.
Es kann natürlich kein Zweifel bestehen, dass es bei den Vergaben der Fußball-WMs durch den Weltfußballverband Fifa nicht mit rechten Dingen zugegangen ist – das allerdings noch nie, auch und gerade bei Vergaben nach Deutschland. Hierzulande sollte man sich sehr gut überlegen, da ist Schröder absolut zuzustimmen, ob es gegenwärtig angebracht ist, geopolitisch gegen Russland – und ich würde ergänzen: und gegen China! – ins Feld zu ziehen. Und ob es nicht klüger wäre, gemeinsame Interessen zu identifizieren und über die mehr Zusammenarbeit zu entwickeln.
Wie die Sportpolitik sich in die geopolitischen Auseinandersetzungen einpasst, hat kürzlich in der unverdächtigen FAZ auf recht ideologiearme Weise deren Sportredakteurin Evi Simeoni analysiert. Aktuell beschreibt hier Jens Berger den Sportfeldzug gegen Russland – seine Kritik an dem hart recherchierenden Sportjournalisten Jens Weinreich teile ich allerdings nicht.
Russland scheint mir nur der – aufgrund seiner Schwäche – gewählte Angriffspunkt zu sein. Der eigentliche Gegner/Konkurrent um Weltherrschaft ist China. China ist bereits der größte Investor im Weltfußball. China entwickelt großangelegte ökonomische Kooperationen über riesige Infrastrukturprojekte, die es nachweisbar auch – anders als Russland – stemmen kann. Denn China ist der größte Gläubiger des Aufrüstungs- und Schuldenweltmeisters USA!
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