Viel dummes Zeug ist schon über “No-Go-Areas” im Ruhrgebiet geschwätzt, geschrieben und gesendet worden. Essen-Altenessen oder Duisburg-Marxloh sind es jedenfalls nicht, davon habe ich mich persönlich an hellen und dunklen Tagesstunden überzeugt. Bei Dortmund-Dorstfeld bin ich mir dagegen nicht mehr so sicher. Das haben sich deutsche Nazis als bevorzugte Wohngegend ausgeguckt. Und weder Sicherheitsbehörden, noch die Stadt Dortmund, und anscheinend auch der BVB haben bisher Mittel gefunden, ihr Terrain von diesem menschenfeindlichen ideologischen Dreck sauberzuhalten.
Dafür nehme ich als glaubwürdige Zeugen: Klaus Bittermann in der Jungen Welt, und Friedrich Küppersbusch in der taz: “Das Spiel gegen ‘RedBull’ zu nutzen, um zur Gewalt ‘… gegen die Bullen!’ aufzurufen, ist so richtig schön offene Hose. Bin wieder Monate von jeder ‘SÜD’-Romantik geheilt.” Beide sind berühmt-berüchtigte BVB-Fans.

Der Spin der Berichterstattung geht bisher aber mit keiner Silbe gegen rechte Gewalttäter. Nichts mit einem Rechtsstaat zu tun hat beispielsweise die Leipziger Aufforderung, der BVB solle die Gewalttaten aufklären. Der BVB weist das nicht zurück, sondern teilt im Gegenteil mit, schon damit befasst zu sein. Seit wann ist ein Fußballkonzern für strafrechtliche Ermittlungen auf Dortmunder Straßen zuständig? Hier verrät sich die Business-Hybris der Fußballmilliardäre. Und dafür wird das feige Macho-Gehabe der Gewalttäter in Dortmund als Anlass genutzt: jetzt muss es nicht nur endlich erlaubt werden, sondern alle müssen noch ein Gnadenersuch an die richten, die uns den Fußball als Kultur und Sport enteignen. Die Dortmunder Gewalttaten werden dazu genutzt werden, mit der investorenbremsenden “50+1-Regelung” in der DFL Schluss zu machen. Die Reichen sind nämlich die Guten, gewalttätige Verbrecher sind immer die andern.

Früher war das meiste schlechter, aber die Weisheit “Entscheidend is immer aufm Platz” galt für einen schönen Teil der alten Zeit; sie wird vom “modernen Fußball” gerade aufgehoben, unter tätiger Mithilfe der Straßen-Nazis.

Update 7.2.: Einen der wenigen differenzierenden Kommentare liefert Jan-Christian Müller in der FR.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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