von Rainer Bohnet
Die Eisenbahnstrecke zwischen dem ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn und der Siegwerk Druckfarben AG wird in Kürze stillgelegt. Nach dem Wegfall der Güterverkehrsbedienung wird die DB Netz AG ein Stilllegungsverfahren gemäß § 11 Allgemeines Eisenbahngesetz einleiten. In der Region Bonn/Rhein-Sieg gibt es aktuell noch vier Güterkunden, die regelmäßig oder sporadisch bedient werden: Evonik in Niederkassel-Lülsdorf, Mannstaedt in Troisdorf-Friedrich-Wilhelmshütte, Hayes Lemmerz in Königswinter und ABB Transformatoren in Bad Honnef.
Das ist die Kehrseite der Medaille: der internationale Güterverkehr inklusive der Paketbranche boomt, der regionale Güterverkehr auf der Schiene geht vor die Hunde. Verkehrspolitisch ist das das falsche Signal. Zumal die Rahmenbedingungen eigentlich gut sind, da z.B. auch die IHK’en den Umstieg auf die Schiene propagieren.
Woran liegt die grundsätzliche Chancenlosigkeit der Schiene? Einerseits ist dafür natürlich der beinharte Konkurrenzkampf durch Lkw’s verantwortlich. Dort sind zum Großteil osteuropäische Spediteure, oftmals sogar Partikuliere, also Einzelkämpfer, unterwegs, die im Vergleich zu deutschen Kollegen sehr schlecht verdienen. Und gerade jetzt ist bei bundesweiten Kontrollen aufgefallen, dass Lkw-Fahrer überproportional angetrunken sind. Andererseits ist die Infrastruktur verbunden mit relativ hohen Trassenpreisen ein wichtiger Punkt, der dem Schienengüterverkehr erhebliche Probleme bereitet.
Im Fall der Siegwerk Druckfarben AG musste die Anschlussweiche zum Werksgelände erneuert werden und diese Ersatzinvestition wird den Gleisanschließern von der DB Netz AG stets in Rechnung gestellt. Ein vergleichbares Modell gibt es im Straßenverkehr nicht, zumal die Lkw-Maut bekanntlich nur auf Autobahnen und einigen Bundesstraßen erhoben wird. Hinzu kommt die Unbeweglichkeit der kommunalen Wirtschaftsförderungen, die verkehrs- und strukturpolitische Fragen immer noch überwiegend aus der Sicht von Auto- und Lkw-Verkehr beurteilen, während es bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) in den letzten Jahren durchaus Initiativen pro Schiene gegeben hat.
Ein Instrument, das für den Verkehrsträger Schiene von großer Bedeutung wäre, ist ein sogenannter Kümmerer, also ein Mensch, der Türen und Firmen abklappert, Kontakte knüpft, Probleme aufgreift und einer Lösung zuführt, der moderieren kann und der alle Förderprogramme für nationale und internationale Schienenverkehre kennt. Solche Fachleute sucht man derzeit vergeblich. Und so bleibt vor allem die regionale Betreuung der potenziellen Güterkunden auf der Strecke.
Das will ich nicht akzeptieren. Wir kennen die Instrumente und die Schalthebel. Wir haben einflussreiche Verbündete und wir sind der Umwelt und den Arbeitsplätzen in der Bahnbranche etwas schuldig.
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