Die Onlinepublizistik geht manchmal verschlungene Wege, in diesem konkreten Fall mit einem guten Ende für uns Leser*innen. Dank eines Kunstgriffes von Heiko Flottau, Ruheständler als ehemaliger SZ-Auslandskorrespondent, der heute online im schweizerischen Journal21 publiziert. Flottau fasst uns einen Text des indischen Autor Pankaj Mishra zusammen, dessen Originalfassung aus der Zeitschrift Lettre nur auszugsweise online steht. Flottau macht uns die inhaltliche Botschaft freundlicherweise weitgehend komplett zugänglich. Und die geht so: im Ersten Weltkrieg, dessen Ende sich dieses Jahr zum hundertsten Mal jährt, haben “unser” Kaiser und die anderen Feudalherren und Präsidenten millionenfach Menschen anderer Hautfarbe die militärische Mörderdrecksarbeit machen und sie dabei rücksichtslos und massenhaft verrecken lassen. Nach Kriegsende haben sie sie dann auch politisch erneut nach Strich und Faden betrogen.
Das Welt- und Menschenbild, das diese verbrecherische Politik geleitet hat, lebt heute noch, mitten in und unter uns, in Amerika und Europa.

Einer, der in dieser Hinsicht schmerzfrei ist, ist der australisch-britische-USamerikanische Mediendespot Rupert Murdoch. Sein jetzt fast 90-jähriges Leben hat er damit verbracht andere aufzufressen. Jetzt wird er, während er seinen Nachlass zunehmend verzweifelt zu retten versucht, augenscheinlich vom Disney-Konzern gefressen. Da Murdoch über Sky der Haupt-Finanzierer des europäischen Ligafussballs ist, wird der Kicker vielleicht bald ein Micky-Maus-Heft.

Alle, die zweifeln, dass der Skripal-Anschlag von den Russen begangen wurde, sind Verschwörungstheoretiker. Soviel ist in der deutschen Medienlandschaft klar. Sehen sie nur dieser Dehm. Moment: Dehm darf sich in der FAZ in ganzen Sätzen und Argumenten artikulieren? Wie das? Im Kern sind die herrschenden Deutschen offensichtlich von der hochgradig innenpolitisch gefährdeten britischen herrschenden Seilschaft ebenso hochgradig genervt. Da haben “wir” uns 110%ig mit May und Johnson solidarisiert – und die kommen PR-strategisch nicht aus den Puschen, lassen sich von den Russen langsam regelrecht vorführen, dass es peinlich wird. Und “unser” Aussenminister schon mal ein weiteres Spielfeld eröffnen muss: wir sind ja nicht nur wegen Skripal böse mit den Russen, sondern weil die auch so viele andere böse Sachen machen (Hacker etc., ungefähr so „bewiesen“ wie Skripal…..).
Davon abgesehen: das muss auch erst mal einer bringen, gute Argumente rhetorisch so zu desavouieren wie Dehm, auch einer der vielen testosterongeplagten Männer, die ihre Hormone nicht unter Kontrolle kriegen. Mitleid für die Linke – Feinde sind da nicht mehr nötig.

Dank an Thomas Romnmelspacher für den Hinweis auf Flottau/Journal21.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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