Der Rechtspopulist Christoph Blocher verkauft die „Basler Zeitung“. Der Tamedia-Konzern baut damit seine Stellung aus. Die einst renommierte „Basler Zeitung“ war zu einem Propagandorgan für die SVP verkommen

Der Konzentrationsprozess auf dem einst sehr vielseitigen Markt eigenständiger Schweizer Zeitungen geht weiter – und damit auch die Aufteilung insbesondere der deutschsprachigen Print­erzeugnisse unter den verbliebenen Medienunternehmen des Landes. Am Mittwoch gab der Zürcher Medienkonzern Tamedia die Übernahme der Basler Zeitung (BaZ) bekannt. Erst 2010 hatte die Zeitungshaus AG des milliardenschweren Chemieunternehmers und Chefstrategen der rechtspopulistischen SVP, Christoph Blocher, sie gekauft.

Im Gegenzug überlässt der Tamedia-Konzern Blocher seine 65-prozentige Beteiligung am Tagblatt der Stadt Zürich sowie vier weitere Gratiszeitungen in der Deutschschweiz und in den französischsprachigen Westschweizer Städten Genf und Lausanne. Dieses Gegengeschäft muss die eidgenössische Wettbewerbskommission noch genehmigen.

Mit der Übernahme der Basler Zeitung, der größten Zeitung in der Nordwestschweiz, befänden sich künftig die auflagenstärksten Verkaufszeitungen in fast allen größeren Schweizer Städten im Besitz von Tamedia, dem größten eidgenössischen Medienkonzern des Landes und Herausgeber des Tagesanzeiger. Der Konzern hat bereits die beiden ehemals eigenständigen Hauptstadtzeitungen Berner Zeitung und Bund übernommen. 2011 fusionierte die Westschweizer Edipresse, Herausgeberin von Tribune de Geneve, Le Matin und weiteren französischsprachigen Blättern, mit Tamedia. Zudem bringt der Medienkonzern die deutsche und die französische Ausgabe von 20 Minuten auf den Markt, die auflagenstärkste kostenlose Pendlerzeitung der Schweiz. Lediglich die Luzerner Zeitung gehört bislang noch zum Medienkonsortium der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).

Die einst sehr renommierte Basler Zeitung war nach dem Kauf durch Blocher im Jahr 2010 zu einem Propagandaorgan für die rechtspopulistische SVP verkommen – ähnlich wie die ehemals ­liberale Weltwoche, die Blocher bereits 2006 durch seinen ­Strohmann Roger Köppel kaufen ließ. Inzwischen ­fungiert Köppel dort als Verleger und Chefredakteur, seit 2015 sitzt er auch für die SVP im Parlament in Bern. Köppels Stellvertreter bei der Weltwoche, Markus Somm, wurde von Blocher als Chefredakteur der Basler Zeitung installiert, seit 2014 ist er auch Verleger des Blattes.

Ähnlich wie zuvor bei der Weltwoche verließen zahlreiche langjährige RedakteurInnen die BaZ. Als Alternative zur rechtspopulistisch gedrehten BaZ entstand 2011 die Tageswoche, die täglich online und freitags als Druckausgabe erscheint. Unter Somms Leitung verlor die BaZ seit 2010 mehr als 35.000 ihrer damals 83.000 AbonnentInnen. „Der ideologische Tunnelblick vertreibt die Leser in Scharen“, kommentierte die NZZ kürzlich. Die Zeitung habe zahlreiche „journalistische Fehlleistungen geliefert und Angriffigkeit mitunter mit Geringschätzung verwechselt“.

Das soll jetzt alles anders werden, verspricht Tamedia. Somm wird als Chefredakteur und Verleger abgelöst, er soll künftig nur noch als Autor für die Zeitungen des Konzerns schreiben.

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Über Andreas Zumach:

Andreas Zumach ist freier Journalist, Buchautor, Vortragsreferent und Moderator, Berlin. Von 1988- 2020 UNO- Korrespondent in Genf, für "die tageszeitung" (taz) in Berlin sowie für weitere Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten. Seine Beiträge sind in der Regel Übernahmen von taz.de, mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.