Talkshows, DFB, Löw/Özil/Gündogan
Wenn Demokratien von Rechten und Faschisten gestürmt werden, ist der wesentlichste Grund immer die Spaltung, Egomanie und Schwäche der demokratischen Kräfte. Der aktuelle deutsche Medien-, Entertainment- und Fußballbetrieb taugt als Fallstudie dafür.
Die zu Recht bepreiste Carolin Emcke hält es den prekären Talkshow-Redaktionen vor, was jetzt auch der deutsche Fußball versucht: was kann ich denn dafür? Ich will doch nur meinen Job machen. Lasst mich doch in Ruhe. Exakt diese feige Bräsigkeit, die Weigerung klar Stellung zu beziehen, ist das Problem. Und wenn es dann doch zwei wagten, ging es in Richtung Erdogan.
Die Bundeskanzlerin versuchte ihnen beizuspringen. Sie hätten sicherlich die Wirkung “nicht bedacht”. Nun, wenn das so ist, wäre die einfachste Konsequenz, wenn die Herren Löw, Özil und Gündogan ihre Beratungsfirmen feuern. Denn deren Job wäre es gewesen, für die fehlenden “Bedenken” zu sorgen – klar, dass der Bundestrainer und die Spieler “keine Zeit” haben, sich um alles selber zu kümmern. Sicher ist es auch nicht Gündogan persönlich, sondern vermutlich sein beratender Onkel (ich schrieb zuletzt fälschlich von Bruder), der sein Geld für ein Einkaufzentrum in der Türkei investieren will und dafür, wie jeder österreichische Investor in Bonn auch, Politiker*innen be…eindrucken muss.
Die bisherigen Reaktionen aller Beteiligten sprechen nicht für inhaltliche Einsicht. Es wird eine technische Bedienungsanleitung für professionelle Krisenkommunikation ohne Abweichung exakt abgespielt. Einsicht würde erst erkennbar, wenn abgewichen würde. Beim DFB ist niemand dazu in der Lage. Sie sorgen repräsentativ für Beschämung, wie es in und von Deutschland derzeit üblich ist – und sind doch so, Özil/Gündogan inkl. repräsentativ für unser Land.
Ein struktureller Umbruch ist immerhin – weltweit – erkennbar: die scheinbare, lange proklamierte Trennung von Politik und Sport wird aufgegeben. Die “Autonomie” des Sports wird von seiner grössten, mächtigsten, reichsten und korruptesten Organisation Fifa komplett verkauft. In Ghana löst die Regierung den Fußballverband auf. Afrika? Von wegen! Bei unserem Gruppengegner Mexiko ist der Staat bereits von der Mafia infiltriert, und der Fußball selbstverständlich genauso, leistungsschwächende Skandale in weit grösserem Umfang, wahrscheinlich von der Drogenmafia inszeniert, inklusive. Quasi gleiche Wettbewerbsbedingungen für das erste Gruppenspiel.
Vor der WM entscheidet die Fifa über die Vergabe der übernächsten WM 2026. Die Entscheidung fällt zwischen Trumps USA, gemeinsam – wie soll das gehen, wenn die Mauer steht? – mit Mexiko und dem gerade frisch beschimpften Kanada auf der einen Seite, und dem “modern”-feudalistisch regierten Marokko (als legitimem Nachfolger Katars 2022) auf der anderen Seite. Diese “Auswahl” haben nicht Özil und Gündogan herbeigeführt, sondern die Fifa, in deren Exekutive der DFB einst durch den “Kaiser” Beckenbauer und jetzt durch den CDU-Politiker Grindel vertreten wird. Niemand geringeres als Mister Trump hat bereits bekannt gegeben, dass, wer für Marokko stimmt, im kommenden Wirtschaftskrieg zur gegnerischen Seite gezählt wird. So steht einer unabhängigen sportlichen Entscheidung, ja nichts mehr im Wege. Der DFB will erst ganz kurzfristig bekannt geben, wie er sich entscheidet. Frau Merkels Kanzleramt muss noch einen Telefontermin mit diesem Grindel freiräumen.
Wer nicht weiss, wohin mit seinen Aggressionen, sollte noch mal die eine oder andere Sekunde überlegen.
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