Die Politiker*innen haben alle zugeguckt. Weil sie ahnungslos über uns sind, erhoffen sie sich dabei Aufschlüsse über uns. Ob unsere Stimmung danach gut oder schlecht ist, das können sie daraus tatsächlich erfahren. Aber entschieden ist nichts. Und eine unwiderstehliche Welle der Begeisterung löst das, was bei diesem Spiel zu sehen war, definitiv noch nicht aus.
Allein die gegensätzlichem Bilder der schwedischen und deutschen Fans im russischen Stadion sprachen eine deutliche Sprache. Deutsche haben für Niederlagen kein Verständnis. Wenn “wir” nicht Weltmeister/Weltmacht sind oder werden, muss sich die Welt (oder irgendwas anderes) gegen “uns” verschworen haben. Es müssen Versager*innen identifiziert werden, die an allem schuld sind – sonst geht es uns selbst zu schlecht.
Wie so oft enthält dieses Spiel Lehren, die in der Politik auch beherzigt werden können. Es ist ein Mannschaftsspiel. Eine Mannschaft ist umso stärker, je mehr individuell verschiedene Talente sie zu einem starken Ganzen zusammenfügt, strahlende oder dem Verglühen nahe Stars und fleissige Arbeiter, die die notwendige Drecksarbeit verrichten. Das funktioniert nur bei einer gemeinsamen Strategie, die alle Beteiligten zuvor gemeinsam diskutiert und entwickelt haben. Feindschaften und Intrigen sind eine grosse Gefahr für den Erfolg. Nachlassen, Konzentrationsmängel, Fehler müssen nicht immer, aber können, schlimm bestraft werden. Das gesamte Spiel wird von Menschen gemacht. Das heisst, es ist nicht perfekt, Fehler passieren. Die Mannschaft, die bereit ist, die Fehler Einzelner gemeinsam auszubügeln, ist im Vorteil.
Das Spiel ist zuende, wenn der Schiri abpfeift. Das Turnier geht weiter. Nach einer WM kommt die nächste.
Wer ein Bündnis mit der sogenannten Zeitung Bild dabei eingeht, sich an den von ihr eingesetzten Zombies orientiert, kann kurzfristig reich und berühmt werden; mittel- und langfristig wird jede*r, die/der sich darauf eingelässt, irgendwann entsorgt, mit etwas Pech als ganz dummes Arschloch.
Das ist tatsächlich alles in der Politik genauso. Horst Seehofer, Markus Söder, SPD, Linke, Grüne – wer auch immer, alle können daraus lernen. Wenn sie überhaupt noch dazu fähig sind.
Nachtrag: fair verlieren ist ja schon schwer, aber für manche deutsche Landsleute ist selbst fair gewinnen ein unüberwindliches Problem.
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