Das war nicht schwer vorherzusagen: gestern war ein sehr schlechter PR-Tag für den Inlandsgeheimdienst, genannt “Verfassungsschutz”. In klassisch orwellscher Manier ist allen, die es minimal interessierte, übermittelt worden, dass die Verfassung das Letzte ist, was er schützen würde, er stattdesen seine rechtsradikalen V-Leute über alles liebt und schützt, auch und gerade bei Serienmordverdacht. Darum war eine Initiative erforderlich, damit sich das nicht tagelang in unserer Hirnrinde festsetzen kann. Irgendwas mit Russen geht immer. Da ein Geheimdienst geheimhalten soll, versteht sich von selbst, dass nichts davon einem öffentlichen, nachvollziehbaren Faktencheck überlassen werden darf. Und wem glauben wir mehr als der Tagesschau? Die verkaufte Story ist einerseits für jeden leicht verständlich – ja, das könnte mir auch passieren, gut dass die aufpassen. Andererseits: wer bei einem Medienunternehmen oder gar bei einer Einrichtung der Chemiewaffenforschung unbekannte E-Mail-Anhänge von unbekannten Absendern öffnet, der*die kann ja für überhaupt nichts ausgebildet worden sein. Und sollte besser an keinen Computer drangelassen werden.
Es ist schon beschämend, für wie doof die uns wieder halten. Und es wundert mich, dass Autorin Anja Bröker, von der ich weiß, dass sie eine gute Journalistin ist, keine geheimdienstunabhängigen Quellen konsultiert und referiert hat. Die Tagesschau-Webseite lässt keine Kommentare zu, sind zu viele, zu viel Moderationsarbeit.
Es gibt aber auch Wichtiges. Im Medienbusiness der USA und Europa gibt es einen Kampf um die interkontinentale Medienherrschaft. In einer anschließenden Play-off-Runde mit den milliardenschweren Streamingdiensten Netflix und Amazon wird sich dann entscheiden: wer kommt ins Finale gegen China? Ob es beim “gegen” bleibt, ist dabei kaum anzunehmen; um auf den chinesischen Markt zu dürfen, ist noch jeder kapitalistische Konzern bereit, unter der kommunistischen Türritze durchzukriechen. Endrundenteilnehmer sind das Fox-Reich von Rupert Murdoch, sowie die Konzerne Comcast und Disney. Murdoch wird ausscheiden und sich von Disney auszahlen lassen wollen. Dann kann der betagte Mann sein Erbe besser an seine Erben ausschütten.
Angesichts dieser Machtkonzentrationen schadet es unserer Weiterbildung nicht, dass der kluge Wolfgang Michal eine kleine gründliche Geschichte der Zensur aufgeschrieben hat.
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