Haltung zeigen – eine Überforderung für den modernen deutschen Fußball?
Zunächst ein helfender Hinweis für diejenigen unter Ihnen, die fussballdesinteressiert sind. Es ist nicht mehr “nur ein Spiel”. Und auch keine Nebensache mehr. Er ist harte gesellschaftspolitische Realität: ökonomisch, sozial, kulturell, politisch, und … ach ja: sportlich. Zur Einführung für Unkundige in das Thema empfehle ich diesen NDR-Film “Traumberuf Fußballprofi”, zu dem Sie folgendes wissen müssen:
Der Film ist angemessen kritisch, hatte aber bei seiner Konstruktion ein methodisches Problem. Die konkreten Fälle, die er zeigt, sind leidlich gut verlaufen. Die Mehrheit scheitert. Diese Betroffenen haben aber keine Lust in Filmen präsentiert zu werden. Oder hätten Sie die etwa? Insofern: die Filmmacher Boris Poscharsky und Michael Maske gingen angemessen kritisch an die Sache ran, und haben gewiss hart daran gearbeitet. Zu sehen sind aber die schöneren, harmloseren Seiten der Sache. Ausserdem immer eine Bank für tiefere Information: alles von Tom Theunissen, oftmals in Sport inside (WDR), früher als “Fußballgott” bei Arnd Zeigler/WDR.
Jetzt wird unsere Gesellschaft gerade von wiedererwachtem Rechtsradikalismus durchgepflügt. Und alle werden gezwungen, sich dazu zu verhalten. Wollen wir Demokratie verteidigen? Oder ist sie uns egal?
Die politische Dachorganisation des Deutschen Fußballs, der DFB, hat hierzu rund um die WM Defizite offenbart, die allen Fußballinteressierten schon lange bekannt sind. Während er erkennbar bemüht ist, die Ehre weisser deutscher Milliardäre gegen diese nicht wirklich geschmackssicher beschimpfende Fans zu verteidigen, ist es umso weniger erkennbar, was er gegen die tatsächlichen Gefahren für den Fußball als menschenverbindenden Sport tut. Im Gegenteil: sein Präsident irrt und tappst so orientierungslos durch die deutsche Faschismus- und Rassismusdebatte, wie seine regierenden politischen Freunde in Hauptstadtberlin. Sebastian Fischer/SZ greift das Thema kommentierend auf und zeigt das Durcheinander unter den geldscheffelnden Profis. Bei den vom DFB-Kontrollausschuss verfolgten Ultras sieht das viel besser aus. Sie leisten in den Kurven mehr antifaschistisches Engagement als DFB und DFL zusammen, und werden dafür noch in den Hintern getreten. Der Herr Hopp, Herr Kind (Hannover), Herr Kühne (Hamburg), Grossschlachter Tönnies (S04), die Grossaktionäre und -sponsoren Gazprom, Wiesenhof, Dieselbetrüger wie Daimler und VW, adidas, Telekom, DFB, Uefa und Fifa, die eben mit der Stimme des Herrn Löw einen Kriminellen zum “Weltfussballer des Jahres” wählen liess – sie sind dabei so wenig eine Hilfe wie die Voll-Horsts in unserer Regierung.
Wenn die sich doof stellen und zurückfragen, was sie denn “noch” tun sollen: lassen Sie sich von den Brüdern Boateng beraten! Die wollen Ihr kapitalistisches Fußball-System – im Gegensatz zu den meisten Ultras – nicht umstürzen, wissen aber, wie sich der Fußball verhalten sollte, wenn er sich nicht den Faschisten und Rassisten übergeben will (wie er es schon oft getan hat). Sicher, der ghanaische Nationalspieler Kevin-Prince wird ihnen zu proll-grossmäulig sein; der bravere, schlauere deutsche Nationalspieler Jerome tuts auch.
Hinweis für die Fußballexpert*inn*en: Jerome Boateng lässt sich von der Beratungsfirma beraten, in der u.a. Christian Nerlinger arbeitet. Die drei teuersten Spieler dieser Agentur sind schwarze Deutsche. Ausserdem dabei: die Gladbacher Schlüsselspieler Strobl und Neuhaus. Nicht alle sind so unprofessionell, wie die Beratungsfirmen der Herren Özil, Gündogan und Löw.
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