Rechthaben bereitet meistens kein Vergnügen. Das gilt auch für meine Beurteilung des Herrn Benko, der seinen Immobilienbesitz im Bonner Viktoria-Karree wahrscheinlich längst vergessen hat; jedenfalls sieht es so aus. Ihm geht es um Grösseres. Kürzlich hat er grosse Anteile an Österreichs auflagenstärkster Tageszeitung der Funke-Mediengruppe mit Sitz in Essen abgekauft. Seine Geschäftsfreunde von der Ruhrkohle-Stiftung könnten dabei behilflich gewesen sein. Bei denen läuft alles zusammen, was im Ruhrgebiet (noch) ökonomisch relevant ist.
Ich vermutete bereits, dass es Herrn Benko beim Zeitungserwerb nicht ums Geldverdienen geht, sondern um Kontrolle. Das hat er nun schneller bestätigt, als es uns als demokratische Öffentlichkeit gefallen kann. Österreich ist für das Volumen seiner Geschäftsinteressen viel zu klein. Es ist ein interessanter Knotenpunkt zwischen Ost und West, als solcher sehr relevant – aber nicht mehr. Zum Umwälzen muss er über seine Grenzen hinaus, kein Konkurrent ist ihm dabei zu gross, auch der Spiegel nicht.
Zum Vergleich: der Kölner Verlag DuMont-Schauberg, auch nicht sooo klein, lässt seine Anwälte kleine Blogs kostspielig abmahnen, wenn er sie bei einem Fehler ertappt. Auf die Idee würde Benko nie kommen: Zwerge, für ihn allenfalls Insekten, grösser machen, als sie sind.
Er wird gegen den Spiegel nicht gewinnen, schafft aber maximale Aufmerksamkeit auf sich, besser schlechte als keine. Dass alle Notiz nehmen, wie humorlos er sein kann. Wir sollen ihn für gefährlich halten, das schafft Respekt. Allerdings nicht für die, die sich von ihm kaufen oder anderweitig wie kleiner Fisch einwickeln lassen.
Wenn dem so ist, was ich nicht bezweifle, dann kann das Viktoria-Karree ja zurück in das Gemeineingentum.