Der Anti-Gauland
Der Herr Gauland ist ja leider in seiner Klugheit und Schläue den meisten im Hauptstadtberlin überlegen. Nachdem er in seiner langen CDU-Laufbahn unter den Fittichen des konservativen Revolutionärs Walter Wallmann mit allen Wassern gewaschen wurde, richtet er jetzt als Führer der rechtsradikalen AfD in unserer Demokratie veritable Flurschäden an. Das vor allem dadurch, dass er über genaueste Kenntnis und Handwerkskunst zur Sprachpolitik verfügt. Wie können wir uns dem erwehren?
Nachdem ich hier bereits mehrmals auf die für deutschen Provinzialismus definitiv überqualifizierte Elisabeth Wehling verwiesen habe, servierte uns die DLF-Reihe Essay&Diskurs heute einen klugen Mann: Anatol Stefanowitsch. Irgendjemand der politisch Handelnden Intelligenzzwerge in Hauptstadtberlin, dazu gehören auch die “was-mit-Medien”-Leute, sollte endlich mal lesen und hören, was Wissenschaftler*innen wie Wehling oder Stefanowitsch mitzuteilen haben. Denn demagogische Fähigkeiten, dieses Wissen massenwirksam zu machen, haben sie selbst nicht. Da wären die Politiker*innen gefragt – wenn sie noch für irgendwas gut sein wollen.
Heute um 17.05 können wir im DLF übrigens den Rentner Günter Bannas hören. Er war in seiner aktiven Zeit der Beste in Berlin, mit rheinischem Migrationshintergrund (wird nach der Sendung auch nachhörbar sein).
Die “gehobenen Mittelschichtler” im Fußballbusiness
Gestern hat die SZ ihre ganze Seite 2 vollgemacht mit den Enthüllungen über die Machenschaften der Fifa und ihres Führers Gianni Infantino. Der WDR hat in der ARD lediglich einen Sportschau- und einen Tagesschau-Beitrag (ab ca. Minute 10) untergebracht; in seinem eigenen Programm bleibt die Arbeit seiner Mitarbeiter*innen weiterhin unsichtbar – jedenfalls von mir unbemerkt (oder haben Sie was gefunden?). Der ARD-Videotext (S. 214) transportiert eine Agenturmeldung mit der Überschrift “Bierhoff: Gegenwind für Infantino”, an der auffällig ist, das ihr Inhalt der Überschrift widerspricht. Dort wird Bierhoff nämlich dahingehend zitiert, dass “die Fifa sich schwertun” werde, “das in einem Zug durchzusetzen”. Wenn Sie in dieser Formulierung Widerstand entdecken, geben Sie mir bitte Bescheid. Sein DFB-Boss Grindel wird in für ihn typischer Weise wiedergegeben, er sehe “noch viel Klärungsbedarf”. Wenn das Gegenwind ist, was ist dann Mitläufertum?
Die FAZ, die als Medium an diesem Fifa-Skandal unbeteiligt blieb und es deswegen gleich ganz unerwähnt lässt, nuanciert derweil Differenzen zwischen den Herren Grindel und Löw. Grindel ist wohl mittlerweile bei allen Fachleuten unten durch, und muss ebenso um seinen “Oberen-Mittelschichts”-Job kämpfen, wie Infantino. Diese Sorgen hat Liverpool-Coach Jürgen Klopp nicht, der weiterhin zarte politische Andeutungen streut, z.B. dass “die Medien dafür verantwortlich” seien, “dass Donald Trump Präsident ist”. Da hat er besser aufgepasst, als manche Medien, die sich für die tapfersten Trump-Gegner halten.
Der “gehobene Mittelschichtler” für gutes Essen
Marten Rolff hat in der SZ-Wochenendbeilage ein lesenswertes Porträt des Multimillionärs Jamie Oliver veröffentlicht. Ich glaube, der Mann ist komplett irre, setzt es aber im Gegensatz zu Gauland für einen guten Zweck ein. Ich persönlich mag diesen Missionarismus nicht aushalten. Deswegen bin ich ja auch nur Mittelschicht (ohne “gehoben”).
Für Leute wie Sie und mich gibts immerhin eine globale Bewegung, in der jede/r so viel oder wenig mitmachen kann, wie sie*er will und kann. Hier die deutsche und hier die Bonner Seite.
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