Eine der miesesten Unsitten unserer, der öffentlich-rechtlichen Medien sind die Pausen. Weihnachtspause, Karnevalspause, Osterpause, Pfingstpause, Sommerpause, Herbstferienpause. Wenn jede dieser Pausen aus “technischen Gründen” auf vier Wochen ausgedehnt wird, ist ein halbes Jahr schon voll, bzw. leer. Hinter diesen “Pausen” verbirgt sich nicht, was wir darunter kennen. Sondern eine Sparstrategie der Senderführungen an der Stelle, die am wenigsten Widerstand leisten kann, weil sie abhängig sind: die sog. “freien” und damit schlechtestbezahlten Mitarbeiter*innen, die heute den Löwenanteil des gesendeten Programms herstellen. Sie, die am wenigsten Geld bekommen, liefern die Restbestände an Qualität, die öffentlich-rechtliche Medien aus dem billigen Durchschnitt des Medienkapitalismus herausheben. Für die vielen Pausen müssen sie noch nicht einmal gekündigt und zum Arbeitsamt geschickt werden. Sie erhalten einfach eine Auftragspause.
Je mehr eine Sendung auf Beiträge von “Freien” angewiesen ist, umso länger ihre Pause. Ausser mir hat es zwar keiner gemerkt, aber Sport inside (WDR) ist schon seit einer Woche in der Pause. Letzte Nacht lief die letzte Ausgabe des NDR-Medienmagazins Zapp, um sich für einen Monat zu verabschieden. Immerhin ist ihnen zum Schluss noch mal eine sehr gute Ausgabe gelungen, die Sie sich ansehen sollten.
Tränen der Rührung überkamen mich heute nacht, als ich vor dem Einschlafen die Stimme von Eberhard Rondholz hören konnte. Er verkörpert für mich die Zeit des WDR, als er noch nicht so ranzig und verwechselbar war wie heute. Als 13/14-jähriger Schüler entdeckte ich auf WDR3 das Kritische Tagebuch, aus heutiger Sicht – damals hätten wir über diese Bewertung noch gelacht – ein epochemachendes Politisches Feuilleton, das viele grossartige schriftstellerische und journalistische Talente hervorgebracht hat. Hervorheben möchte ich die phantastische Marianne Lienau, die ich als spätere Italien-Korrespondentin des WDR noch kennenlernen durfte, verehrungswürdig. Rondholz startete 1973 als Redakteur. Er kam vom grossen WDR aus Köln extra nach Gladbeck angereist, als meine Schülervertretung sich in einer Bewegung gegen die politisch motivierte Kündigung einer Sozialarbeiterin durch die SPD-Kinderorganisation SJD Die Falken engagierte. Die Falken waren zwar innerhalb der SPD links, die war aber damals im Ruhrgebiet wie die CSU, rechts von ihr nur noch die Wand; der damalige OB wurde später wg. Korruption verhaftet. Rondholz aus dem fernen Köln hatte dieses Spannungsverhältnis auf Anhieb begriffen, und unsere Bewegung mit einem astreinen Beitrag ins Radio gebracht. Den habe ich heute noch auf MC archiviert. Wir waren sehr stolz. Seinen Radiobeitrag schrieben wir vom Cassettenrecorder ab und verteilten ihn als Flugblatt in der Stadt.
Später bei der Anti-Apartheid-Bewegung in Bonn begegnete er mir erstmals persönlich. Er war einer der wenigen Journalisten, die den rassistisch-imperialistischen Kern der BRD-Afrikapolitik, auch und gerade der nur scheinbar so fortschrittlichen sozialliberalen Koalition (1969-82) erkannte. Denn er war schon lebensgeschichtlich, durch die Liebe, geschult an der bis heute niederträchtigen deutschen Politik gegenüber dem antifaschistischen, demokratischen Griechenland. Dort verlebt Rondholz heute seinen Ruhestand auf einer der schönsten Mittelmeerinseln, die ich jemals gesehen habe, und deren Namen ich hier zu ihrer Schonung lieber nicht nennen will.
Eberhard erinnerte im DLF an das Nazi-Massaker von Kalavryta, heute vor 75 Jahren. Er hat den Beitrag selbst eingesprochen. Seine Stimme macht den Eindruck, als wenn es ihm gut geht. Verdient hätte er es.
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