Vor 100 Jahren wurden nicht nur die Jungdemokraten gegründet – daran arbeitet mein Mitautor Roland Appel (zusammen mit Theo Schiller, Berthold Meyer und Michael Kleff) gerade unter Hochdruck – sondern auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet. Der lange Schatten dieses Verbrechens liegt nicht nur über der ritualisierten Demonstration, die dazu jedes Jahr in Berlin stattfindet, sondern auch über der SPD. Mit den Ermordeten zusammen denken viele Menschen, dass das Elend der SPD mit ihrer Zustimmung zum Krieg 1914 begann.
Aufgearbeitet ist das bis heute nicht. Einen Beitrag dazu leistete immerhin in den Nächten dieses Wochenendes die Lange Nacht des Deutschlandfunks. Die Autoren Tobias Barth, Lorenz Hoffmann und Hartmut Schade haben drei Stunden Radio zusammengestellt, die Maßstäbe setzen, für den politischen Diskurs und für das Radiomachen an sich.
Wie immer ist alles nachhörbar. Wenn Sie die Zeit aufwenden wollen – es ist keine Verschwendung, es lohnt sich.
Für mich ergaben sich u.a. folgende (Er-)Kenntnisgewinne: die vielen Nationalitäten der Rosa Luxemburg trugen vermutlich dazu bei, dass sie eine so konsequente Internationalistin wurde. Und exakt das hätte sie, da hat Gregor Gysi völlig recht, in inhaltlichen Konflikt mit ihrer heutigen optischen Wiedergängerin Wagenknecht versetzt. Schade, dass wir das nicht erleben dürfen. Aktuell muss ich mich mit einer Kritik Harald Stauns/FAS an einer Veröffentlichung des Aufstehen-Inspirators Bernd Stegemann begnügen. Jungle-World-Autor Jörn Schulz setzt gegen Stegemann u.a. ein Plädoyer für sozialistischen Kosmopolitismus und die Überwindung von Vaterländerei.

Auch schön

Walther König, der Kölner Buchhändler, wurde 80. Ich bin durch Andreas Rossmann/FAZ auf ihn aufmerksam geworden, der, selbst Rentner geworden, ihn angemessen würdigt.

Auch unschön

Das Internationale Olympische Komitee (IOC), nach der Fifa vermutlich die umsatzstärkste globale Mafiaorganisation, musste schon wieder eine fette Bestechungsaffäre öffentlich werden lassen (ein weiterer FAZ-Text hier). Dank der exzellenten Beziehungen des Herrn Bach (FDP) ist es hierzulande bisher nur ein Fachleutethema.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net