Beueler-Extradienst

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Gibt es Indien wirklich?

Deutsche Medien sind stattdessen mit sich selbst beschäftigt
Sie wissen ja, die Existenz von Bielefeld ist zweifelhaft. Aber Indien scheint es wirklich zu geben. Es hat jetzt auch deutsche Medien mit einem Luftangriff durch über ein Dutzend Kampfflugzeuge auf sich aufmerksam gemacht. Ich weiss nicht, ob Sie es wissen, aber: Indien ist Atommacht. Und sein Nachbar und Gegner Pakistan auch. Und wenn es danach überhaupt noch eines Nachdruckes bedarf: Indien überholt derzeit China bei der Einwohner*innen*zahl. Es wird also zum grössten Markt der Welt – nee falsch: es hat noch nicht so viel Kapital akkumuliert wie China, nur für die deutsche Stahlindustrie hats schon gereicht.
Doch warum sind nun die indischen Kampfflugzeuge losgeflogen? Wenn Sies wissen, sagen Sies mir! Ich weiss immerhin durch die Lektüre der Jungen Welt und des Kollegen Gilbert Kolonko (telepolis, Jungle World), dass die politische Mehrheit des regierenden Hindufaschisten Modi bedroht ist. Da käme ein bisschen Krieg im Wahlkampf gerade richtig. Pakistan war Aufmarschbasis für Afghanistan, und zwar für beide Seiten. Militär und Geheimdienst haben das Land hart im Griff und bekamen jetzt vom Volk einen Präsidenten gewählt, den sie noch erziehen müssen.
Über die Zivilgesellschaften beider Länder bekommen wir so gut wie nichts mitgeteilt. Der grösste Massenstreik der Welt war keiner Erwähnung wert. Wenn 5 Millionen Frauen demonstrieren – was geht uns das an?

Ansätze zur Besserung?

Was würde ich nur ohne Rene Martens machen? In der Medienkorrespondenz setzt er sich mit dem letzten Spiegel-Skandal auseinander. Martens hat dafür viele lesenswerte Texte gelesen und zitiert sie. Warum aber setzt dieser medienpolitische Fachdienst keinen einzigen Link? Selber nachlesen und eigenes Urteil bilden unerwünscht? Das kann doch nicht wahr sein.
Ausserdem weist Martens (in der taz) auf eine Produktionsreihe des WDR/der ARD mit der Bildundtonfabrik in Ehrenfeld hin, die sehenswert sei. Ich gestehe, ich habs nicht geguckt. Eine Dokumentation in der ARD um 20.15 h? Das ist so ungewöhnlich revolutionär, dass ich mir darunter nur noch Trash vorstellen kann, eher was “Brisant”-ähnliches erwARTE. Hier können Sie es nachgucken.
Die Ressourcen im deutschen TV sind so dünn, dass so eine Klitsche in Ehrenfeld es fertig bringt, ihm das Leben zu retten? Hier übrigens die aktuelle Liste der neuen Grimme-Preise.

Skripal im Vergleich

Achtung, jetzt wird technisch kompliziert. Geheimdienstnahe Kreise haben einen angeblichen “dritten Täter” in der Affäre Skripal entdeckt. Ich hörte heute im DLF-Magazin “Europa heute” einen Bericht von Thilko Grieß, der lupenrein die britische Sichtweise referierte. Der Redaktion scheint das aber so peinlich-dünn zu sein, dass es online nicht wiederzufinden ist. Schon einen Tag zuvor gab Frank Stier/telepolis einen Überblick zu dieser Märchenstunde. Falls Sie den Grieß-Beitrag finden – vergleichen Sie selbst!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Karin

    Lieber Martin,
    wie die TAZ empfehle ich die Doku “Heimatland”, die am Montagabend in der ARD tatsächlich um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde – und leider wenig Zuschauer hatte, vor allem im Verhältnis zum ZDF-Krimi.
    Ich könnte einiges kritisieren an der Sendung, fand sie aber insgesamt erfrischend und einen interessanten Versuch. Zu viel reingepackt, aber vieles davon interessant. Und einer tollen Kameraarbeit.

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