Sportjournalismus ist möglich

Wer nicht nur Produktpräsentation, sondern seriösen, kritischen Sportjournalismus vom von uns bezahlten Fernsehen wünscht, muss auf mehr Bundesligaspielpausen hoffen. Die gestrige ARD-Sportschau bewies, dass sie es sogar können, wenn ihre Bosse sie nur lassen. Dabei profitierte die Sportschau sichtbar von der Mini-Infrastruktur, die der diese geringschätzende WDR beim kleinen, aber journalistisch beeindruckenden Leuchtfeuer Sport inside bereit hält. Die gestrigen Beiträge zu Polizeikosten bei Risikospielen und zum Kampf gegen rechtsradikale Fangruppen stammen aus dieser Küche.
Ein exzellenter Höhepunkt war aber der angekaufte oder coproduzierte (?) Film “Halt die Klappe und spiel!” von Johannes Herber, einem ehemaligen Basketballprofi (Redaktion: Jochen Leufgens, ebenfalls Sport inside). Diesen Film sollten Sie sich nicht entgehen lassen, wenn Sie nur geringstes Interesse an der Wirklichkeit in den USA haben. Herber hält keine Predigt, sondern suchte Kontakt mit zahlreichen sehr verschiedenen Menschen, und hält ihnen das Mikrofon hin, lässt sie reden. Es vermittelt uns einen lebendigen Eindruck von der ambivalenten sozialen Vielfalt dieses extremen Landes. Viele Politreporter*innen sollten sich das ansehen, bevor sie ihre Tagesschau-Aufsager machen. Danke Herber, danke Leufgens. Mehr davon, ARD und WDR!