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Ärgernis ZDF-Sportstudio

Weil Gladbach gestern gewonnen hat, ein seltenes Ereignis, musste ich zur ARD-Sportschau zuhause bleiben. Wer weiss, wann es sowas wieder zu sehen gibt? Weil der BVB während der Sportschau gegen Mainz gewann, musste ich aufbleiben, um das ZDF-Sportstudio zu sehen. Und weil Max Eberl als Studiogast angekündigt war. Gestern aber war der Sendebeginn noch später als sonst: das ZDF musste für die Altersheime dieser Republik eine Quizshow in Überlänge zeigen. Und zog bei den Einschaltquoten den Kürzeren, was gegen die ARD sonst nie vorkommt: Aylin Tezel als “Informatin” wollten knapp 5 Mio. sehen.
Beim Sportstudio (“aktuelles”? – haha, guter Witz) warens dann nach 23.30 h weniger als 2 Mio., Durchschnittswert. Am Ende der Sendung wars weniger als 1 Mio. Zur Mehrheit der Abgänger gehörte auch ich – auf dem Sofa eingeschlafen. Das Interview mit Max Eberl – in der Summe über 20 Minuten lang – sah ich mir dann heute morgen in der Mediathek an.
Alle Journalismus-Ärgernisse des ZDF-Sportstudio seit den 60er Jahren sind am Leben geblieben. Das Studiopublikum braucht hier draussen im echten Leben kein Mensch. Das daraus resultierende Showgehabe zieht nur alles in die Länge. Die Sendung hat nur zwei Alleinstellungsmerkmale: das Samstagabendspiel, auf dessen Qualität das ZDF keinen Einfluss hat. Und der Studiogast.
Doch was machen sie mit dem? Wird er investigativ befragt? Bringt er Neuigkeiten mit? Hat er eine Botschaft? Gestern bei Eberl: nichts davon. Wie kam der zukünftige Gladbach-Trainer Marco Rose “auf den Markt”? Angetippt, nicht vertieft. Hat Eberl nicht Souveränität (unnötig) verloren, weil er sich zur Vertragsverlängerung mit Hecking treiben liess, um dann drei Monate später den Kurs um 180 Grad zu ändern? Was ist daran “nachhaltig”? Nichts davon wurde gefragt. Umbau in Gladbachs Management? Angetippt, nicht nachgehakt. Überhaupt keine Nachfrage zu seinen Ambitionen beim Fußballkonzern im süddeutschen Raum – dort steht ein umfassender Umbau des ganzen missratenen Ladens an, die Vakuum-Chance für einen Strategen wie Eberl. Hatte er sich ausbedungen: “dazu keine Fragen”? Und macht das ZDF sowas mit? Auch die Frage, in welche Richtung das für Hazard – der zu einer warmen Decke auf der BVB-Ersatzbank strebt, neben Mo Dahoud wird noch was frei sein – hoffentlich bald einkassierte Ablösegeld investiert werden soll: keine Frage.
Liebes ZDF, das doch auch von uns bezahlt wird, immerhin aber unfreiwillig viele Millionen für die langweilige Champions League gespart hat: gehts noch billiger?
Update 23.4.: Die FR berichtet von einem Konflikt zwischen der Sportstudio-Redaktion und Hannover96s Noch-Diktator Martin Kind. Das deutet darauf hin, dass Eberl vergleichbares nicht verlangen musste, sondern freiwillig auf bestimmte Fragen verzichtet wurde. Das macht es leider nicht besser.
Nach einem kurzen Gespräch in Fachkreisen erscheint mir Eberls Perspektive klarer. Er ist bereit zu dem Mega-Fußballkonzern im süddeutschen Raum zu wechseln, sobald die Herren Hoeness und Rummenigge Platz und den Weg frei machen. Mit dem sogenannten Titan wird er dann schon fertig. In Mönchengladbach versucht er derweil ein geordnetes Erbe zu hinterlassen, wozu gewiss der neue Trainer Rose zu zählen ist. Um den Borussia-Park herum entstehen Hotel und Ausildungszentrum als gebautes Erbe. Dann müssen die aus Süddeutschland noch eine saftige Ablösesumme für den laufenden Vertrag zahlen. Das sind sie ja gewohnt. Es wird also in Kürze Zeit zu sagen: Tschö Max. Und danke.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Roland Appel

    Ich erinnere ein Sprot-Stutio letzte oder vorletzte Woche nach dem BVB-Bayernspiel, – ich war schon am einschlafen auf dem Sofa – wo irgendjemand der Entourage von Bayern München – ich glaube,es war Olli Kahn – mal wieder über die bösen und hämischen Nachfagen der Jlournalisten nach Blattgold-Steaks, Millionentransfers oder Steuerhinterziehungen bejammerte – man solle doch ausschließlich über die fußbarrerische Leistung reden. Und die Moderatorin hielt sofort die Klappe und pflichtet ihm mitleidschuldigst bei. Ich werde in Zukunft meine Nerven schonen und auch solchen Müll nicht mehr ansehen.

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