Wundersame Bahn XXII
Wer viel Bahn fährt, erlebt auch eine Menge. Aber das war selbst für mich, der ich mich in der vergangenen Wochen allein fünf Mal von Bonn aus ins Ruhrgebiet gequält habe, ein Novum.
Um am Samstag, pünktlich um 10 Uhr in Essen Kupferdreh zu sein, bin ich als preisbewußter Mensch, der sich im Nahverkehrsbereich bewegt, morgens schon kurz nach fünf aufgestanden, fuhr um 6.35 mit der Straßenbahn Linie 62 zum Bonner Hauptbahnhof. Soweit so gut und alles planmäßig. Den Reiseplan hatte ich mir bereits abends ausgedruckt, aber offenbar nicht mehr so ganz aufmerksam angeschaut. Denn in Düsseldorf war mein Anschlußzug nach Wuppertal, der ERB RE13 für 8.12 h aber ohne Gleis vermerkt. Da mein Zug aus Bonn nicht wie geplant um 8.01 h, sondern etwas später eintraf und
der Düsseldorfer Bahnhof sich durch Weitläufigkeit und viele, viele Gleise auszeichnet, war mein Anschluß um 8.12 h sehr schnell Geschichte.
Aber auch wenn ich pünktlich aus Bonn angekommen wäre, hätte ich ein Problem gehabt, denn für diesen ERB war kein Abfahrtgleis zu erfahren, auch im Automaten wurde er zwar mit Uhrzeit aber ohne Gleis angeboten. Auch der freundliche Mann am DB Informationsschalter konnte mir nicht sagen, wo denn, von welchem Gleis, mein Zug inzwischen abgefahren sei. Es war 8.12 h als ich ihn fragte und ich bestand “aus historischem Interesse” auf der Auskunft. Der Mann schaute mich vielsagend an und meinte “wo der abgefahren ist, weiß ich auch nicht. Der scheint aber schon weg zu sein.”
Ich fahre jetzt schon über 30 Jahre nur mit Bus und Bahn – aber das hatte ich noch nicht erlebt.
Einen Zug ohne Abfahrtsort – also ein Zug aus irgendwo… Der Anschluß über Wuppertal und Velbert- von dort Schienenersatzverkehr bis Essen Kupferdreh – war dahin. Geschichte.
Kupferdreh ist derzeit Baustelle, ist derzeit nicht mit der Bahn erreichbar. Weitere Nachfragen ergaben eine Busverbindung ab Essen Hbf. Ich war auch rechtzeitig in Essen, immerhin noch eine Minute vor Abfahrtszeit des Busses – fast an der Haltestelle. Doch leider nur fast, ich konnte immerhin meinen Bus – noch sehen, er fuhr auf der anderen Seite meiner roten Ampel nach Essen-Kupferdreh. Leider ohne mich, weil eine vierspurige Schnellstraße mochte ich denn noch nicht bei Rotlicht überqueren.. Der Bus, so erfuhr ich von wartenden, fahre öfter schon mal “bisschen früher.” Ach ja – gut zu wissen. Ich hatte nun Zeit für einen Kaffee, immerhin gab es an dieser Bushaltestelle einen kleinen Backshop. Mit dem nächsten Bus – eine halbe Stunde später gelang es mir immerhin rechtzeitig in der Kunsthochschule einzutreffen, um 9.58 h. Na hat sich doch gelohnt um 5 Uhr aufzustehen…
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