Haben Sies gemerkt? Es gibt sie noch: die SPD (das auslösende Interview mit Kühnert ist nicht frei online zugänglich; statt eigener Meinungsbildung wird die Öffentlichkeit an die Nadel der Agenturnachrichten gezwungen; nehmen Sie stattdessen diese Darstellung, die kostet nichts). Sogar der Bundesminister Scheuer, der ja so wenig zu tun und so viel Freizeit hat, bemüht sich rechtschaffen darum, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen (zu Bild verlinke ich aus inhaltlichen Gründen nicht) und der SPD Wähler*innen zu mobilisieren. Wenn er so viel Zeit hat, nimmt er sich dann gelegentlich auch Zeit für Fachinformationen, z.B. über sein Lieblingsspielzeug E-Roller? Das halte ich nicht für gesichert.
Zur Problematik der “Mitte-Studie” der SPD-nahen Ebert-Stiftung, und zu den Medienreaktionen darauf liefert Juliane Wiedemeier/uebermedien eine aufschlussreiche Betrachtung, vielsagend auch zur noch existierenden Partei.
Ein ähnliches Muster bei der Art, wie wir über Chinas Afrikapolitik “informiert” werden. Dazu eine Analyse von Jörg Kronauer/Junge Welt. Und hätten Sie gewusst, wie gut unsere Bundesregierung mit dem Sudanregime befreundet ist? Wenns gegen Flüchtlinge geht, fallen alle Schranken. (die Links in diesem Absatz verschwinden in einigen Tagen in einem Paywall-Archiv).
Könnte jemand die Onlineredaktion der Jungle World wecken? Ich habe interessante Texte dieses Wochenblattes immer gerne verlinkt. Seine Betrachtungen sind oftmals exklusiv-gut informiert, viele gute Journalist*inn*en schreiben dort, für wenig bis gar kein Geld. Um den Verkauf des Druckwerkes nicht zu behindern, erscheinen die Texte mit einer wechselnden Zahl von Tagen Verspätung online. Wenn die neue Ausgabe erscheint (donnerstags), ist die alte Ausgabe online freigeschaltet. So war es guter und handhabbarer Brauch. Der scheint nun zuende zu sein. Heute ist kein einziger Text als Appetitmacher für die neue Ausgabe freigeschaltet. Und die Hälfte der Ausgabe der Vorwoche auch nicht. Soll es erst geschehen, wenn die alten Neuigkeiten tot vom Baum fallen? Oder soll nur noch eine exklusive Gemeinde angesprochen werden? Zeitgemässe linke Medienarbeit geht anders.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net