FAZ-Korrespondentin Frauke Steffens erfüllt ihre Chronistinnenpflicht, wenn sie die hiesige rechtskonservative Öffentlichkeit, die sich bevorzugt in diesem absteigenden Blatt über das Weltgeschehen zu informieren versucht, mit der alten BRD-Erzählung füttert: “alle Wege führen nach Moskau”, selbst wenn der “Marxismus” sich selbst zerlegt hat. Die CDU glaubt es schon deswegen gerne, weil dieser Slogan sie an die gute alte Zeit erinnert, als sie noch absolute Mehrheiten gewann und Frauen “nichts zu sagen” hatten. Dass diese heute “Narrativ” genannte Erzählung in den ostdeutschen Bundesländern nicht wirkt, mag den Spindoktor*inn*en der Union unbekannt sein. Bei jedem Wahltermin bekommen sie Gelegenheit es endlich zu lernen.
In den USA wird also Ex-Aussenminister Tillerson einvernommen, ein ehemaliger Exxon-Boss. Und Trump sei ein von Putin gesteuertes “Sicherheitsrisiko”. Wer soll ihnen das glauben, dass Trump nicht auch einer von ihnen ist? Wie weggetreten und gesellschaftlich wirklichkeitsblind muss mann sein, um zu glauben, dass das auf demokratische Weise zu einem Erfolg führt?
Schon vor einigen Wochen schrieb Aaron Maté in der LeMonde diplomatique folgende kluge Sätze, die ich auf die Gefahr hin, anders als die CDU wg. Urheberrechtsverletzung verklagt zu werden, zitieren will. Sie sind bisher nicht online, ich habe sie gestern bei einer Bahnfahrt in der Printausgabe gelesen:
“Russiagate hat die verhängnisvolle Trump-Regierung weder gefährdet noch blockiert, sondern im Gegenteil noch bedrohlicher gemacht, weil die Skandalisierung von den entscheidenden Fragen ablenkt. Stattdessen heizt sie den Chauvinismus und die Spannungen mit Russland an, vertieft die Kluft zwischen den politischen Lagern, stellt abweichende Meinungen unter Generalverdacht. Vor allem aber adelt sie Machteliten, die selbst eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen: die Geheimdienste, das alte Establishment der Demokraten oder die Konservativen vom Schlage ‘Never Trump’.” Weil ich kein Geld für Geldstrafen habe, läuft das jetzt wohl auf Sozialstunden hinaus. Wenn ich dabei Herrn Zimiak begegne, werde ich hier darüber berichten.
Da Parteien sich heutzutage immer weniger gut beraten lassen, wurde und wird diese grundsolide, seriöse Einsicht von Maté blindwütig ingnoriert, vermutlich noch nicht einmal gelesen. Washington und Berlin werden sich ähnlicher.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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