Die taz hat sich für ihre Frauen-WM-Berichterstattung mein Sonderlob verdient. Am Wochenende setzte sie völlig zurecht in einer Wiederholung das politisch wertvolle Megan Rapinoe-Porträt von Sebastian Moll wieder ein. Bemerkenswert an dieser Lady – im Unterschied z.B. zu Ex-Torhüterin Hope Solo – scheint mir ihre bewusste Strategie sich nicht als Solo(sic!)-Megastar zu verkaufen, sondern als Teamplayerin aufzutreten. Diese Klugheit vermisse ich heute im politischen Geschäft immer mehr.
Zum Niederknien gut ist vor allem die journalistische Leistung von Alina Schwermer. Ihre Würdigung des Finales ist nahezu perfekt. Es gab jedoch – ergänzend – eine Viertelstunde vor der Pause, die eine besondere Erwähnung wert ist. Hier schienen sich die nahezu perfekten und neutralisierenden taktischen Ordnungen beider Teams aufzulösen und in ein wild-offensives Hin-und-Her überzugehen. Leider war dann Halbzeit. An dieser Stelle hätte das Finale unvergesslich werden können. Die Pausenbesprechungen stellten dann auf beiden Seiten die Ordnung wieder her, und mit dem berechtigten aber für den Spielverlauf bedauerlichen Elfmeter von Rapinoe war die Vorentscheidung gefallen. Den Niederländerinnen war der Stecker gezogen worden. Schade, auch das ist Fußball.
Politisch haben wir den hochkonzentrierten Ausschnitt einer US-Bevölkerungsgruppe gesehen, die am ehesten in der Lage sein wird, den Despoten Trump durch Abwahl zu stürzen: starke selbstbewusste Frauen, deren “Empowerment” für die Adressaten zum Fürchten sein kann. Frauke Steffens/FAZ hat ihn bereits erwischt, wie er mit Manipulationen am Wahlrecht Vorsorge zu treffen versucht vor dem, was ihm bevorstehen könnte.
Gute Nachricht auch vom Africa-Cup: die geplante Legitimationsfeier für den Grosskunden der deutschen Rüstungsindustrie und Kriegspartei im verbrecherischen Jemen-Krieg, das faschistoide ägyptische Militärregime muss ausfallen: Niederlage im Achtelfinale, 0:1 gegen Südafrika, der Titelverteidiger unter den besten 8 des Kontinents nicht mehr dabei. Deutsche Medien sowieso nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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