Donald Trump versucht mit absichtsvoll inszeniertem Lärm von allerlei wichtigen Dingen abzulenken. Die meisten Medien steigen gerne darauf ein, weil für sie dabei das Verhältnis zwischen Aufwand (Personalsparen) und Ertrag (viele Klicks für unterhaltsames Gedöns) am günstigsten ist. Frauke Steffens/FAZ arbeitet dagegen. Die Epstein-Affäre hat das Potenzial dem Präsidenten das politische Genick zu brechen. Wenn im Ermittlungs- und Gerichtsverfahren entsprechende ihn belastende Fakten zutage gefördert werden können.
Das Ausmass an Widerlichkeit ist kaum zu übertreffen. Wenn es um den Schutz von Kindern geht, verstehen viele ehrliche Konservative, wenn sie noch einen Rest an Immunabwehr gegen Bigotterie haben, keinen Spass. Und die stärkste oppositionelle Bewegung in der Zivilgesellschaft der USA sind sowieso die Frauen. Sie hätten die Macht den Widerling zu schlagen. Was könnte sie besser mobilisieren, wenn nicht der Dreck, der in der Epstein-Geschichte aufgewirbelt wird? Steffens hat das zielsicher erkannt. Und hat ausserdem ein Auge auf die desolate Verfassung der US-Medienlandschaft. Die “funktioniert” nämlich nicht mehr, ist so ausgedörrt, dass es schon individueller Heldinnen bedarf, damit noch Aufklärung stattfinden kann. Deutsche Medienpolitiker*innen und Verlagsgeschäftsführer, auch die eine oder andere Milliardärsfamilie, die noch einen Rest an Anstand im Leib hat, sollten das genau studieren.
In den USA wird das die breite Öffentlichkeit nicht bemerken. Aber die Konspiration bevorzugende Rüstungsindustrie ist nicht amüsiert, dass ihr Auftragsnehmer Trump anfängt, politisch ihre Exportmärkte zu ruinieren. In der Türkei ist das jetzt passiert. In Indien auch. Es könnte erst der Anfang sein. Die Abhängigkeit von den unter ihrer Reichtumslast ächzenden arabischen Feudaldespoten wird immer grösser. Womöglich zahlen die dem Präsidenten sowieso bessere Provisionen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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